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Oettinger klagt über Medieninteresse am Privatleben von Politikern

Die Intensität, mit der man in der Öffentlichkeit betrachtet werde, habe stark zugenommen, sagte Oettinger am Dienstag in Stuttgart. Vor 20 Jahren wäre so etwas nicht denkbar gewesen.

Stuttgart (ddp). Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hat sich nach Trennung von seiner Ehefrau kritisch über das Medieninteresse am Privatleben von Politikern geäußert. Die Intensität, mit der man in der Öffentlichkeit betrachtet werde, habe stark zugenommen, sagte Oettinger am Dienstag in Stuttgart. Vor 20 Jahren wäre so etwas nicht denkbar gewesen. Der Berliner Medienwissenschaftler Jo Groebel sprach derweil von einer «gewissen Boulevardisierung der Politik».

Oettinger führte die Entwicklung vor allem auf die Konkurrenz unter den Medien zurück. Das Verhalten der Medien in Deutschland gleiche zunehmend dem der Medien in England und den USA, wo das Leben von Politikern eine große Rolle spielt. «Wir haben eine amerikanische Entwicklung in Deutschland», sagte der Ministerpräsident.

Groebel wertete die Tatsache, dass das Paar seine Trennung zunächst über die «Bild»-Zeitung mitgeteilt hat, als Fortsetzung eines bundesweiten Trends. Es sei inzwischen «der Standard», dass Politiker ihre privaten Probleme über die Boulevard-Medien bekanntgeben, sagte er den «Stuttgarter Nachrichten» (Mittwochausgabe). Die Betroffenen wählten diesen Weg allein aus «strategischen Überlegungen». Die Preisgabe privater Details geschehe unter dem Gesichtspunkt, «die Situation soweit als möglich selbst zu kontrollieren, um keinen politischen Schaden zu erleiden».

Über die Trennung hatte am Montag zunächst exklusiv die «Bild»-Zeitung berichtet. Günther und Inken Oettinger gaben anschließend in einer kurzen Erklärung die Trennung offiziell bekannt. Die «Bild»-Zeitung hatte bereits zuvor unter der Schlagzeile «Deutschlands seltsamstes Politiker-Ehepaar» über eine Entfremdung der Ehepartner berichtet. Mutmaßungen gehen dahin, dass Oettinger mit der kurz darauf erfolgten Trennungsankündigung weiteren derartigen Berichten entgegentreten wollte.