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Offener Brief: Nationalmannschaft wehrt sich gegen Tageszeitung "Österreich"

Das hat es in dieser Form auch noch nie gegeben. Die Fußball-Nationalmannschaft um Bayern-Star David Alaba wehrt sich in einem offenen Brief gegen die Berichterstattung der Tageszeitung "Österreich".

Wien - Alle Nationalspieler haben den Brief unterschrieben, den ORF-Journalist Armin Wolf als "wirklich bemerkenswert" einordnet. In dem Offenen Brief, den NEWSROOM hier im Original dokumentiert, fragen die Sportler, "ob sich Journalisten wirklich ALLES erlauben können". Und geben gleich die Antwort: "Nein."

Das Schreiben ist an "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner adressiert. Bislang gibt es noch keine offizielle Reaktion von "Österreich".

 

Den "Offenen Brief" gegen die Tageszeitung "Österreich" haben alle Spieler der Nationalmannschaft unterschrieben.

 

Es ist uns klar, dass wir mit diesem Schreiben ein Tabu brechen – nämlich jenes, ein Medium massiv zu kritisieren. Das tut niemand unüberlegt, weil in Folge naturgemäß mit verschärft unfairer „Berichterstattung“ zu rechnen ist.

Dieses Risiko nehmen wir, die Spieler des österreichischen Nationalteams, aus gutem Grund in Kauf. Aus unserer Sicht – und nach verschiedentlichen Versuchen unserer Pressebetreuer, zu einer gütlichen Lösung auf dem Weg von Gesprächen zu finden – ist das Maß voll: Die Fülle an schlecht bis gar nicht recherchierten Artikeln in der Tageszeitung „Österreich“, die häufig als „Exklusiv-Interviews“ bezeichneten Berichte, für die niemand von uns jemals interviewt worden ist, die reißerischen Texte, die nicht selten in Beleidigun­gen gipfeln (so wurde z. B. zuletzt unser Teamtrainer Marcel Koller als „Verräter“ bezeich­net, den man als „Packerl an die Schweizer schicken soll“) – wollen wir nicht mehr unkommentiert hinnehmen.


Zum Glück leben wir in einem Land, in dem Meinungsfreiheit ein hohes Gut darstellt. Wir respektieren auch das Recht der Öffentlichkeit auf Information. Und wir sind uns auch dessen bewusst, dass wir selbst Menschen mit Fehlern und Schwächen und keineswegs perfekte Individuen sind.

Dennoch fragen wir uns angesichts der „Berichte“ über uns in der Tageszeitung „Österreich“, ob sich Journalisten  wirklich ALLES erlauben können und ob wir  uns wirklich ALLES gefallen lassen müssen? Wir meinen: NEIN!


Über Seriosität, Ehrgefühl oder Gewissenhaftigkeit in der medialen Berichterstattung mag man im Quotenkampf unterschiedlicher Meinung sein.

Auch mag die Forderung nach journalistischer Ethik als „unzeitgemäß“ belächelt werden. Als Vertreter eines Sports, in dem Fairplay, Respekt, Verlässlichkeit, Gerechtigkeit, Wertschätzung und Teamgeist wesentliche Kriterien sind, als Personen der Öffentlichkeit und damit gleichzeitig als Vorbilder für so viele – vor allem auch junge – Menschen in unserem Land fühlen wir uns aber verantwortlich, wenigstens unsere Stimme zu erheben und uns vehement für Wahrheit, Wahrung der Würde und Fairness in Medienberichten auszusprechen.

Wir wissen auch, dass viele Sportlerinnen und Sportler anderer Sportarten ähnlich denken wie wir.


Es ist uns klar, dass wir damit die Blattlinie der Tageszeitung „Österreich“ nicht ändern werden. Wir hoffen aber, damit bei den Medienkonsumentinnen und –konsumenten ein kritisches Hinterfragen der Artikel in der Tageszeitung „Österreich“ anzuregen.

Und nicht zuletzt wollen wir damit auch unsere Solidarität mit unserem Teamchef ausdrücken.


Gleichzeitig möchten wir uns mit diesem Offenen Brief aber auch bei all den anderen Medien und deren Journalistinnen und Journalisten in Österreich bedanken, mit denen wir produktiv zusammenarbeiten und aus deren Berichterstattung wir ersehen, dass sie die von uns genannten Kriterien in ihrer Arbeit achten, auch wenn sie uns kritisieren!

Die Spieler des österreichischen Nationalteams

Offener Brief des österreichischen Fußball-Nationalteams an die Tageszeitung "Österreich"