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Offener Brief: Prof. Drosten, halten Sie bitte Kurs!

Offener Brief: Prof. Drosten, halten Sie bitte Kurs! Wissenschaftsjournalist Reiner Korbmann appelliert an Christian Drosten weiterzumachen.

Der Blog „Wissenschaft kommuniziert“ richtet zwei Bitten an Christian Drosten und will ihn ermutigen weiterzumachen.

München –  „Ein exzellenter Wissenschaftler und großartiger Kommunikator will sich mitten in der Corona-Krise aus der Öffentlichkeit zurückziehen“, schreibt der Wissenschaftsjournalist Reiner Korbmann. Ein Offener Brief mit zwei Bitten soll nun den Virologen Christian Drosten ermutigen, weiterzumachen.

 

Hier der offene Brief von Reiner Korbmann von „Wissenschaft kommuniziert“:

 

Sehr geehrter Herr Professor Drosten,

 

Sie haben in den vergangenen Wochen Großartiges geleistet. Sie haben mit Ihrer wissenschaftlicher Sachkenntnis zum SARS-CoV-2-Virus, ebenso wie mit Ihrem breiten Verständnis für gesellschaftliche Prozesse, ihrer mitmenschlichen Empathie und Ihrer spürbaren Betroffenheit, Millionen Menschen erreicht. Sie haben sie überzeugt und mitgenommen auf einem Weg, den eigentlich keiner gern gehen wollte. Sie und Ihre Kollegen haben mit ihren Empfehlungen dazu beigetragen, dass in Deutschland politische Entscheider parteiübergreifend zusammen mit der großen Mehrheit der Bevölkerung in der Bekämpfung der Corona-Pandemie eine Strategie verfolgen, die Hoffnung gibt, mit einem „blauen Augen“ davonzukommen.

 

Sie haben in unserer Gesellschaft mehr bewegt, als dies allgemein von einem Wissenschaftler erwartet wird. Als Journalist und Kommunikator, der seit über 40 Jahren an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft arbeitet, kann ich das beurteilen. Jetzt fühlen Sie sich von den Medien schlecht behandelt, jetzt wollen Sie sich zurückziehen.

 

Meine Bitte an Sie: Ziehen Sie sich bitte nicht zurück. Halten Sie Kurs, verlangsamen Sie nicht die Fahrt. Die Wissenschaft liefert entscheidende Fakten, gerade jetzt, wenn es darum geht, eine Exit-Strategie nicht nur nach wirtschaftlich und demokratisch, sondern auch nach medizinisch sinnvollen Kriterien zu finden und die Bevölkerung dabei mitzunehmen.

 

Meine zweite Bitte: Bitte vermeiden Sie Verallgemeinerungen bei Ihrem Urteil über Medien. „Die Medien“ sind so vielfältig wie „die Wissenschaft“. Journalisten sind keine Engel, aber die meisten bemühen sich in dieser Krise ernsthaft, die Fakten und die unterschiedlichen Meinungen angemessen darzustellen. Allerdings verführt der erbitterte Wettbewerb im Medienbereich, ganz besonders auch mit dem Internet (Social Media), immer wieder zu Verzerrungen der Wirklichkeit. Nehmen Sie das nicht persönlich, dies spiegelt den Verteilungskampf um Deutungshoheit, um Vorteile und um Einfluss in der Gesellschaft wider, wo es eben nicht nur um Fakten geht. Versuchen Sie, dies an sich abperlen zu lassen. Die persönliche Größe haben Sie. Oder aber auch, Sie suchen den Rat von erfahrenen Wissenschaftskommunikatoren.

 

Kurzum: Wissenschaftliche Fakten und ihre Einordnung in die gesellschaftliche Realität sind in dieser Krise von außerordentlicher Bedeutung. Es wäre ein großer Verlust und ein bedeutender Schaden für die Politik, für das Land und für alle betroffenen Bürger, wenn Sie als großartiger Vermittler sich zurückhalten. Wir alle brauchen Ihren Rat und den Ihrer Kollegen, ganz besonders jetzt, wenn bald wieder der Aufstieg aus dem Krisental beginnt.

 

Voller Hochachtung, mit besten Grüßen

 

Reiner Korbmann
Wissenschaftsjournalist, Wissenschaftskommunikator, Risikogruppe, Bürger