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Pleite von Franjo Pooth macht Justizsprecher zu Medienstars

Staatsanwalt Johannes Mocken und seine Kollegen sind begehrte Interviewpartner und werden nun auch auf der Straße erkannt.

Düsseldorf (ddp-nrw). Eigentlich sind «schwere Jungs» sein Metier: Wenn im Großraum Düsseldorf Verbrechen und Straftaten aller Art geschehen, gibt Johannes Mocken als Sprecher der Staatsanwaltschaft sein Statement ab. Derzeit ist er so gefragt wie selten zuvor - Mocken und auch seine Kollegen vom Düsseldorfer Land- und Amtsgericht sind beliebte Ansprechpartner der Reporter von Boulevard-Blättern aus ganz Deutschland. Grund dafür ist die Insolvenz der Firma Maxfield von Franjo Pooth, dem Ehemann von Moderatorin und Werbe-Ikone Verona Pooth. Die Pooth-Pleite macht die Justizsprecher in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt fast schon zu Medienstars.

«Momentan werde ich überall angesprochen», stöhnt Mocken, «inzwischen haben vermutlich alle Frauenzeitschriften auch schon bei mir angerufen und nach dem Stand der Dinge gefragt.» Und das bringt für Mocken zahlreiche Probleme mit sich: Der Staatsanwalt hat die Erfahrung gemacht, dass die Reporter der bunten Blätter nur selten über juristische Kenntnisse verfügen. Und dann interessieren sie sich mehr für Verona Pooth als für Franjo Pooth. «Immer wieder stellen sie die Frage, ob Verona Pooth nicht auch in das Verfahren verwickelt ist. Das muss ich allerdings verneinen. Sie hat damit nichts zu tun», sagt der Staatsanwalt.

Auch beim Friseur oder beim Arzt ist Mocken derzeit ein bekannter Mann. Kein Wunder - hier werden die Zeitschriften der Yellow-Press im Wartezimmer eingehend gelesen. «Das ist für mich eine Art Saisongeschäft. Von Zeit zu Zeit bin ich sehr bekannt. Derzeit kennen mich sehr viele Leute.»

Ähnlich geht es Mockens Pressesprecher-Kollegen vom Gericht. «Als wir letztens die Gläubiger-Versammlung im Fall Maxfield und Pooth hatten, gingen hier Dutzende Anrufe ein», sagt Amtsgerichtssprecher Stefan Coners, «der erste morgens um 7.00, der letzte abends um kurz vor 22.00 Uhr.» Eine Vielzahl der Anrufer habe er erstmal über die genauen Geschehnisse aufklären müssen. «Da wurde alles in einen Topf geworfen: Die Gläubigerversammlung, die Ermittlungsverfahren gegen Franjo Pooth, und immer kam die Frage, ob denn Verona zahlen müsste, wenn Franjo dazu nicht in der Lage ist.» Eine Vielzahl von Menschen habe ihn tags darauf angesprochen. «Die haben mich alle in irgendwelchen Zeitungen oder im Fernsehen gesehen.»

Auch Landgerichtssprecherin Christina Schuster stand in den vergangenen Wochen Rede und Antwort, weil verschiedene Banken gegen Franjo Pooth nach der Insolvenz von dessen Firma Maxfield Klagen eingereicht hatten. «Das Interesse war erheblich», sagt sie. Auch sie sei gefragt worden, ob Verona Pooth ihrem Mann finanziell unter die Arme greifen müsse.

Vom «großen Interesse der Yellow-Press» kann auch Richter-Kollege Ulrich Thole berichten. Thole ist inzwischen als Pressesprecher für das Oberlandesgericht Düsseldorf zuständig, hatte aber jahrelang bei spektakulären Fällen mit Reportern der Boulevard-Blätter zu tun. «Ich erinnere mich an Prozesse, da ging es um die Toten Hosen, Robbie Williams oder auch Maler Jörg Immendorff. Es kamen Fragen, die hatten mit Recht und Gesetz nichts mehr zu tun. Da befindet man sich längst auf der Entertainment-Ebene.» Auch bei Thole führte die Bekanntheit soweit, dass er von wildfremden Menschen erkannt wurde. «Autogramme musste ich allerdings noch nicht geben.»

Die Düsseldorfer Justizsprecher sehen ihr Gesicht in den Blättern übrigens selbst nur selten. «Wir können nicht alle Frauenzeitschriften der Nation kaufen, nur um zu sehen, was da etwa über die Pooths wieder Neues drin steht», sagt Staatsanwalt Mocken, «meistens hat das mit dem Verfahren nämlich überhaupt nichts zu tun.»