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dpa

Prozess um Journalistenmord in Slowakei wird neu aufgerollt

Vor mehr als drei Jahren sorgte die Ermordung Jan Kuciaks und seiner Verlobten international für Empörung. Nun wird der Prozess gegen mutmaßliche Hintermänner neu aufgerollt. Die Angehörigen der Opfer hoffen auf Gerechtigkeit.

Preßburg (dpa) − Der Prozess gegen die möglichen Drahtzieher der Ermordung des Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten in der Slowakei muss neu aufgerollt werden. Das Oberste Gericht des Landes hob am Dienstag in Preßburg den Freispruch für den Millionär Marian Kocner und eine mutmaßliche Komplizin auf. Der Fall geht nun zurück an eine niedrigere Instanz. Begründet wurde dies unter anderem damit, dass die Staatsanwaltschaft zahlreiche neue Beweise wie Auszüge aus SMS-Inhalten vorgelegt habe.

 

Der damals 27 Jahre alte Investigativ-Journalist Kuciak und seine gleichaltrige Verlobte Martina Kusnirova waren im Februar 2018 in ihrem Haus erschossen worden. Kuciak hatte über zwielichtige Geschäfte Kocners berichtet, aber auch über andere Verfilzungen zwischen Politik und Wirtschaft.

 

Der Täter, der die tödlichen Schüsse abgab, wurde nach einem Geständnis bereits rechtskräftig zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch ein Komplize muss wegen dieser Morde und einer anderen Tötungstat für 25 Jahre in Haft − das Oberste Gericht bekräftigte dieses Urteil noch einmal ausdrücklich. Ein weiterer Mittäter kam als Kronzeuge mit 15 Jahren Haft davon.

 

Die Morde hatten die Slowakei 2018 in eine Regierungskrise gestürzt. Der 58 Jahre alte Kocner hat eine Beteiligung wiederholt bestritten. In erster Instanz war er im vergangenen September freigesprochen worden. Der Unternehmer sitzt bereits in Haft, weil er in einem anderen Fall wegen Fälschung von Schuldverschreibungen zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

 

Das Oberste Gericht stellte nun zahlreiche Mängel des erstinstanzlichen Urteils fest. So seien nicht alle verfügbaren Beweise ausgewertet oder Beweise nur isoliert betracht worden, so zum Beispiel Mitschriften der Kommunikation auf dem Kurznachrichtendienst Threema. Das habe zu einem „falschen Ergebnis“ geführt. Der Freispruch war auf scharfe Kritik von Politikern und Journalistenverbänden gestoßen.

 

Die tschechische Journalistin Pavla Holcova, die mit Kuciak zusammengearbeitet hatte, hofft nun auf Gerechtigkeit. „Das kann eine neue Dynamik in den Prozess bringen“, sagte sie dem Sender TA3. Für eine Neuaufnahme des Verfahrens setzten sich auch die Eltern der beiden Getöteten ein. „Unseren Schmerz nehmen wir mit ins Grab“, sagte Zlatica Kusnirova, die Mutter der ermordeten Martina. „Jeder, der Kinder hat, wird das verstehen.»