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dpa

Reporter im Fadenkreuz: Verband kritisiert Straflosigkeit in Mexiko

Mexiko ist eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Kritische Berichterstatter werden immer wieder Opfer von korrupten Politikern und kriminellen Banden. Allerdings werden die Verbrechen fast nie aufgeklärt.

Mexiko-Stadt (dpa) − Gewalttaten gegen Medienvertreter in Mexiko werden nach Einschätzung des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) kaum geahndet. „In Mexiko − einem der gefährlichsten Länder für Journalisten weltweit − erlaubt es die weit verbreitete Straflosigkeit kriminellen Gruppen, korrupten Beamten und Drogenkartellen, ihre Kritiker zum Schweigen zu bringen“, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.

 

Seit 2010 seien in Mexiko mehr als 50 Medienvertreter getötet oder verschleppt worden. Die Verbrechen würden fast nie geahndet. Zwar sei eine Sonderstaatsanwaltschaft für die Aufklärung von Gewalttaten gegen Journalisten gegründet worden. Allerdings komme es nur selten zu Verurteilungen, und die Hintermänner würden nur selten zur Rechenschaft gezogen, hieß es.

Mit vier getöteten Journalisten in diesem Jahr ist Mexiko laut CPJ das gefährlichste Land der Welt für Medienvertreter. Bei einem der Opfer ist das Motiv noch unklar.

Das CPJ dokumentiert in dem Bericht drei beispielhafte Fälle von Journalisten, die vermutlich wegen ihrer Arbeit getötet wurden. Besonders fatal ist die Lage im Bundesstaat Veracruz im Osten des Landes. Der frühere Gouverneur Javier Duarte machte aus seiner Verachtung für Journalisten keinen Hehl. Wegen mutmaßlichen Kontakte zum organisierten Verbrechen wurde der Politiker mittlerweile in Guatemala festgenommen und wartet auf seine Auslieferung nach Mexiko.

Auch andere Organisationen stellen Mexiko in Sachen Pressefreiheit schlechte Noten aus. In der Rangliste von Reporter ohne Grenzen (ROG) liegt Mexiko auf Platz 147 von 180 untersuchten Ländern. „Die Straflosigkeit liegt in der Korruption begründet. Einige Politiker unterhalten enge Beziehungen zum organisierten Verbrechen“, schreiben die ROG-Experten.

Nach Angaben des Journalistenverbands Articulo 19 gab es im vergangenen Jahr 426 Angriffe auf die Presse in Mexiko. Elf Journalisten wurden demnach getötet. Rund 99 Prozent aller Taten blieben ungesühnt.

Das CPJ kritisiert den fehlenden politischen Willen der mexikanischen Regierung, den Schutz von Journalisten zur Chefsache zu erklären. Das Klima der Straflosigkeit mache Medienvertreter zu einer einfachen Zielscheibe für Aggressoren. „Obwohl Präsident Enrique Peña Nieto die Gewalt gegen die Presse öffentlich verurteilt hat, tut er wenig, um diese Epidemie zu beenden“, schrieb CPJ-Regionalchef Carlos Lauría in dem Bericht.