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dpa

Reporter ohne Grenzen: 300 Medienvertreter in Weißrussland festgenommen

Die meisten kamen nach einer Überprüfung der Dokumente wieder auf freien Fuß. Derzeit sitzen acht Journalisten im Gefängnis.

Berlin/Minsk (dpa) − Im Machtkampf in Weißrussland beklagt die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ein massives Vorgehen der Behörden gegen Journalisten. Seit Monatsbeginn seien bereits 85 Medienschaffende in Polizeigewahrsam gekommen, teilte die Organisation am Mittwoch in Berlin auf Grundlage von Zahlen der belarussischen Journalistenvereinigung mit. Seit Beginn der Proteste nach der Präsidentenwahl Anfang August habe es bereits fast 300 Festnahmen gegeben. Die meisten kamen nach einer Überprüfung der Dokumente wieder auf freien Fuß. Derzeit sitzen den Angaben zufolge acht Journalisten im Gefängnis. Fünf von ihnen seien am vergangenen Montag zu Arreststrafen verurteilt worden, hieß es.

 

„Wir fordern die Behörden auf, die inhaftierten Journalistinnen und Journalisten umgehend freizulassen“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. Das Vorgehen zeige, wie „nervös das Regime“ von Lukaschenko mittlerweile sei.

 

Am Dienstag entschied ein Gericht in Minsk zudem, das Portal Nexta Live im Nachrichtenkanal Telegram mit rund zwei Millionen Abonnenten müsse blockiert werden, weil es angeblich extremistisches Material verbreite. Über dieses Portal werden viele Informationen und Videos über die Proteste der Opposition verbreitet.

 

Auslöser der Proteste war die von massiver Fälschung überschattete Präsidentenwahl. Danach hatte sich Lukaschenko nach 26 Jahren an der Macht mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die Opposition sieht dagegen die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin der Abstimmung.