Vermischtes
dpa

Reporterverein beklagt: Journalisten kommen kaum aus Gaza raus

Was Reporter ohne Grenzen fordert.

Gaza/Tel Aviv (dpa) − Der Journalistenverein Reporter ohne Grenzen (RSF) hat auf Ausreiseprobleme von palästinensischen Journalisten aus Gaza hingewiesen. „Wir gehen davon aus, dass eine größere Zahl von palästinensischen Journalisten − wie Zivilisten insgesamt − das Kriegsgebiet verlassen wollen“, teilte der Verein am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Bislang sei das jedoch nur einzelnen Journalisten gelungen. Zugleich forderte RSF: Es müssten mehr internationale Medienschaffende nach Gaza gelangen können.

 

Reporter ohne Grenzen beschrieb die Situation im Gazastreifen so: „Die Lage der Journalisten vor Ort ist unverändert extrem gefährlich, vor allem wegen der israelischen Luftangriffe, den immer wieder blockierten Telefon- und Internetverbindungen und den Problemen und der Angst, die ein Leben im Krieg mit sich bringt.“ Strom- und Internetausfälle erschwerten es Medienschaffenden zu telefonieren, ihre Telefone und Kameras zu laden, Auto zu fahren und mit Quellen oder ihren Redaktionen zu sprechen.

 

Die Hamas sei ein großes Problem. „Die Terrororganisation hat die Arbeit unabhängiger und kritischer Medien schon in der Vergangenheit immer wieder stark eingeschränkt, auch gewaltsam, und verbreitet gezielt Propaganda“, teilte RSF weiter mit.

 

Vor Tagen berichtete die ARD auf der „Tagesschau“-Webseite, dass der ARD-Sender Bayerische Rundfunk, der für das Studio Tel Aviv zuständig ist, seit mehr als zwei Monaten vergeblich versuche, dass zwei Ortskräfte aus dem Gazastreifen ausreisen können. In dem Bericht ist die Rede davon, dass israelische Behörden sich dagegen stellten. Die dpa bat die israelische Seite um eine Stellungnahme.

 

Der Bayerische Rundfunk teilte am Montag auf dpa-Anfrage mit: „Wir wissen, dass im Moment die intensiven Bemühungen, eine Ausreise der beiden ARD-Ortskräfte zu ermöglichen, auch von Seiten der Bundesregierung fortgesetzt werden.“ RSF forderte von israelischen Behörden, „dass sie den Ausreisen der beiden ARD-Mitarbeiter nicht im Wege stehen“.

 

Aus dem deutschen Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, bisher hätten mehr als 100 lokal beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Ressorts inklusive ihrer Familienangehörigen aus Gaza ausreisen können. Was genau mit Ressorts gemeint war, blieb auf Nachfrage zunächst unbeantwortet. Weiter hieß es: „Da die Lokalbeschäftigten und ihre Familien in der Regel nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, durchlaufen sie vor einer Weiterreise nach Deutschland ein Visumverfahren mit den üblichen Überprüfungen durch zuständige Sicherheitsbehörden.“

 

Laut RSF sind seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel und dem Beginn der israelischen Bombardierung des Gazastreifens mit Stand Mitte Januar 89 Medienschaffende getötet worden, 82 im Gazastreifen, vier in Israel und drei im Libanon. Bei 24 getöteten Medienschaffenden − 20 im Gazastreifen, drei im Libanon und einer in Israel − konnte RSF demnach „mit hinreichender Sicherheit feststellen, dass der Tod der Opfer direkt mit ihrer journalistischen Arbeit zusammenhing“.

 

Nach Informationen des in den USA ansässigen Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) arbeitete ein Teil der im Gazastreifen getöteten palästinensischen Journalisten für Hamas-nahe Medien.