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Simone Tucci-Diekmann: Die ungeliebte Verlegerin

Simone Tucci-Diekmann: Die ungeliebte Verlegerin Investieren ins Zeitungsgeschäft in Deutschland: Alexander Diekmann und seine Schwester Simone Tucci

Die Verlagsgruppe Passau hat den Mittelbayerischen Verlag gekauft. Welche Strategie verfolgt das Unternehmen?

Passau – Simone Tucci-Diekmann und ihr Bruder Alexander Diekmann haben bei der Verlagsgruppe Passau das Sagen. Das Unternehmen hat jetzt den Mittelbayerischen Verlag gekauft. Welche Strategie verfolgen die Geschwister? Und warum fallen die Urteile über Simone Tucci-Diekmann in der Branche so harsch aus? 

 

Auszug aus der aktuellen „kress pro“-Ausgabe: Es mag sein, dass es in der Medienbranche irgendwo Menschen gibt, die voll des Lobes über die Verlegerin Simone Tucci-Diekmann von der Verlagsgruppe Passau (u. a. „Passauer Neue Presse“, „Donaukurier“) sind. Wir dürfen nach den Recherchen zu diesem Beitrag festhalten: Leicht zu finden sind sie nicht.

 

Im Gegenteil fällt auf, wie harsch die Urteile über Simone Tucci-Diekmann ausfallen. Bei internen Quellen wird der Hang zu einem autoritären Führungsstil und übertriebenem Sparzwang moniert, was sich in dem Spitznamen „Eiserne Lady“ niederschlägt. Gewichtige Stimmen in der bayerischen Zeitungsbranche kritisieren zudem, Simone Tucci-Diekmann schotte ihr Haus ab „wie Nordkorea“ und zeige keinerlei Engagement für Brancheninteressen oder gar Kooperationen. Der Beleg: Trotz der Größe des Hauses ist die Verlagsgruppe Passau (VGP) nicht Mitglied im Verband Bayerischer Zeitungsverleger.

 

Simone Tucci-Diekmann führt die Geschäfte gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander Diekmann, der sich allerdings noch mehr im Hintergrund hält als seine Schwester. Dass sich beide sehr wohl für andere Zeitungen interessieren, zeigte sich Ende Juli. Da gab die VGP bekannt, dass sie der Verlegerfamilie Esser den Mittelbayerischen Verlag in Regensburg (u. a. „Mittelbayerische Zeitung“) abkauft. Die zentrale Botschaft: „Wir glauben fest an die Zukunft der Regionalzeitung – ob nun in gedruckter oder in elektronischer Form“, wird Simone Tucci-Diekmann zitiert.

 

Das Kartellamt muss dem Deal noch zustimmen. Strategisch ist der Kauf sinnvoll. Die "Mittelbayerische Zeitung" (Aboauflage: 83.000) grenzt an das Verbreitungsgebiet der „Passauer Neuen Presse“ (Aboauflage: 138.000) und des vor knapp fünf Jahren übernommenen „Donaukuriers“ (Aboauflage: 72.000). Das bietet viele Möglichkeiten für Synergien und Einsparungen.

 

Entsprechend groß sind die Befürchtungen bei der „Mittelbayerischen Zeitung“, zumal die Passauer bei der Übernahme des „Donaukuriers“ in Ingolstadt nicht zimperlich vorgingen. Bemühungen, solche Gefühle zu zerstreuen, gab es bisher nicht. Noch ist die neue Verlegerin nicht in Regensburg gesichtet worden. Auch Führungskräfte haben sie offenbar bisher nicht zu Gesicht bekommen, was für Irritationen sorgt.

 

Mit dem Zukauf setzt die VGP ihren forschen Expansionskurs in Deutschland fort. Das Druck- und Logistikzentrum in Regensburg würde als idealer Brückenkopf dienen, um weiter zu expandieren. Das alles soll sich auch im Kaufpreis niederschlagen, der mit einem Betrag deutlich über 100 Millionen Euro recht üppig ausgefallen sein könnte. Darin enthalten sind allerdings auch Vermögenswerte wie Immobilien.

 

Der Mittelbayerische Verlag dürfte zuletzt einen Umsatz von 85 Millionen Euro im Jahr bei einer mehr als soliden zweistelligen Ebitda-Marge (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) erwirtschaftet haben. Das Medienhaus hatte sich in den vergangenen Jahren unter Führung von Martin Wunnike (Verlag) und Manfred Sauerer (Chefredakteur) Respekt in der Medienszene erworben und galt als ungewöhnlich innovativ für ein Haus dieser Größe.

 

Eigentlich wollte Verleger Peter Esser das Geschäft an die nächste Generation übergeben und durch Kooperationen mit anderen Verlagen die Eigenständigkeit sichern. Diese Pläne zerschlugen sich aber durch einen tragischen Unfall seines Nachfolgekandidaten vor einigen Jahren.

 

In den vergangenen zwei Jahren verhandelten die beiden Verlegerfamilien. Ohne die Coronapandemie wäre es wohl eher zum Abschluss gekommen. Offensichtlich hat die VGP das beste Angebot gemacht. Bereits beim Kauf des "Donaukuriers", der die Passauer ebenfalls einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet haben soll, hieß es in bayerischen Verlegerkreisen, die Familie Diekmann biete "deutlich mehr" Geld als alle anderen Interessenten.

 

Wie es bei der Verlagsgruppe Passau wirtschaftlich läuft, welcher prominente Abgang bei der Mittelbayerischen Zeitung schon feststeht und wie Verleger Martin Balle auf die neue Konkurrenz reagiert, lesen Sie in der kompletten „kress pro“-Story „Die ungeliebte Verlegerin“.