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Springer-Enkel schreibt Buch über Erbstreit

Am 2. Mai wird Axel Springers 100. Geburtstag gefeiert. Zum Jubiläum erscheinen mehrere Bücher über den Verleger. Sein Enkel Axel Sven hat seine Erinnerungen aufgeschrieben. Es geht um Familienstreit.

Berlin (dpa) - Es war ein jahrelanger Prozess, jetzt spricht der Enkel des Verlegers Axel Springer über seinen Kampf um das Erbe an Europas größtes Zeitungshaus: Axel Sven Springer (46) zeichnet in seinem Buch "Das neue Testament" seine Sicht der Dinge über den Streit mit der Springer-Witwe und heutigen Verlegerin Friede Springer nach. Im Mittelpunkt stehen dabei die unterschiedlichen Auslegungen des letzten Willens des Großverlegers. Axel Sven Springer ist das Kind des Verleger-Sohnes und Fotografen Axel Springer, der sich als Fotograf Sven Simon einen Namen machte und 1980 Selbstmord beging.

In dem persönlichsten Buch, das zum 100. Geburtstag des Verlegers am 2. Mai erscheint, blickt sein Enkel zurück. Es ist ein intimer Blick in die Familiengeschichte und der zwiespältigen Beziehung zu seiner Stiefgroßmutter und heutigen Mehrheitsaktionärin Friede Springer. Zur Sprache kommt auch seine Entführung als 19-Jähriger sowie die Mechanismen der Führungsetage eines großen Verlagshauses, das Ringen um die Nachfolgefrage nach dem Tod des Familienoberhauptes 1985.

Axel Springer hatte 1983 in seinem Testament Friede Springer 50 Prozent, seiner Tochter Barbara und seinem Enkel Axel Sven je 25 Prozent der Anteile zugesprochen. Nach seinem Tod wurde ein anderer Wille bekannt, wonach Friede Springer 70 und Axel Sven nur fünf Prozent bekommen sollten. Obwohl das Gericht diese Verfügung für "nicht formgerecht" erklärte, weil unter dem Testament die Springer-Unterschrift fehlte, einigten sich die Erben auf diese Aufteilung. 2002 focht Axel Sven Springer die Vereinbarung an, verlor den Prozess aber in letzter Instanz.

Springer-Konzernsprecherin Edda Fels wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Die Auseinandersetzung sei vor Gericht entschieden. Sie betreffe auch nicht das Unternehmen, sondern eine der Aktionärinnen.

"Ich führe ein finanziell sorgenfreies Leben", schreibt Springer in seinem Vorwort. "Aber das ist nur ein Teil meiner Geschichte. Mein Vater, der auch Axel Springer hieß, nannte sich eine Weile lang lieber Sven Simon. Er nahm sich das Leben, bevor ich ihm all die Fragen stellen konnte, die ein Sohn an seinen Vater hat. Ich war nicht einmal vierzehn Jahre alt." Springer nennt seinen Großvater auch "einen der wohl untalentiertesten Familienmenschen, den man sich vorstellen kann", der aber nach dem Selbstmord seines Sohnes aufrichtig versucht habe, "mir eine liebevolle, männliche Stütze zu sein".

Nach dem Tod seines Großvaters 1985 seien im Verlag die Konflikte offen ausgebrochen, "die zuvor im Verborgenen geschwelt hatten", schreibt Springer. Man habe sich teilweise bekriegt, wie es "jeder Spielplatzklopperei zu Ehre gereicht hätte". Springer schildert die Turbulenzen um die Berufungen und oft wieder überraschenden Abgänge von Vorständen wie Günter Wille, Jürgen Richter oder Gus Fischer. Friede Springer schien nach Ansicht Springers mit ihrer "Doppelrolle als Testamentsvollstreckerin und Erbin" überfordert.

2001 begann ein Prozessmarathon. "Meine Schwester und ich waren gezwungen, um unseren Platz in der Familienholding zu kämpfen. Friede strebte die absolute Herrschaft an." Doch die Gerichte hätten entschieden, Anwälte würden nun nicht mehr gebraucht. "Möglicherweise ist nun wieder Raum, um aufeinander zuzugehen. Das sind wir der Axel Springer AG schuldig - vor allem aber meinem Großvater", schreibt sein Enkel.