Vermischtes
Newsroom – Markus Wiegand

Staatliche Medienhilfe: Warum einige Millionen kassierten – und andere leer ausgingen

Staatliche Medienhilfe: Warum einige Millionen kassierten – und andere leer ausgingen Mathias Döpfner (Foto: Axel Springer)

Eine „kress pro“-Recherche zeigt eine gespaltene Branche: Auf der einen Seite die Wissenden, die Millionen beantragten, wie Vorstandschef Mathias Döpfner – auf der anderen die Unwissenden, die von der Förderung kaum etwas mitbekamen.

Berlin – Die Mühlen der Bürokratie sind nicht für Geschwindigkeitsrekorde bekannt. Und so fördern öffentliche Datenbanken oft erst mit großer Verzögerung interessante Erkenntnisse zutage. Im Jahr 2022 beispielsweise legte die deutsche Regierung ein großes Programm auf, um Unternehmen wegen der gestiegenen Energiekosten finanziell unter die Arme zu greifen, schreibt Chefredakteur Markus Wiegand im aktuellen „kress pro“.

 

Dabei scheint sich die Medienwelt in zwei Gruppen zu teilen: die Wissenden und die Unwissenden. Zur ersten Gruppe gehört Axel Springer, wie sich in der Beihilfentransparenzdatenbank der EU nachlesen lässt, die die Hilfen genehmigen musste. Der Konzern erhielt unter der Maßnahme „TCF – Germany – Temporary cost containment of natural gas, heat and electricity price increases“ im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Euro. Insgesamt fünf Unternehmensbereiche bekamen Geld, darunter zwei Druckereien.

Man kann Springer nicht vorwerfen, dass das Unternehmen die Gelder mitnimmt. Aus Sicht des Steuerzahlers allerdings ist es unverständlich, dass kerngesunden Firmen Geld nachgeworfen wird.

 

Zudem fällt bei einer Recherche in der Datenbank auf, dass vor allem gut vernetzte Branchengrößen Geld abgerufen haben – während viele Mittelständler offenbar nichts von der Maßnahme wussten.

So sicherte sich auch Burda 1 Million Euro aus dem Topf, aufgeteilt auf zwei Gesellschaften. Außerdem erhielt Burda Druck im Jahr zuvor zwischen 500.000 und 1 Million Euro „als Entlastung von der Stromsteuer“.

 

Die Rheinische Post Mediengruppe sicherte sich für die „Saarbrücker Zeitung“ (1,5 Millionen Euro) und den „Trierischen Volksfreund“ (500.000 Euro) insgesamt 2 Millionen Euro. Die Mediengruppe Pressedruck (u. a. „Augsburger Allgemeine“) erhielt 1,5 Millionen Euro, davon 1 Million für den Allgäuer Zeitungsverlag. Die „Rheinpfalz“ (aus dem Haus der Medienunion) strich 1,1 Millionen Euro ein (1 Million für eine Druckerei). Der Georg Thieme Verlag (Fachmedien) sicherte sich 600.000 Euro, die Funke Mediengruppe profitierte von 500.000 Euro, ebenso wie der Bertelsmann-Konzern.

 

Die Recherche erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – es war schlicht nicht möglich, alle Tochtergesellschaften zu überprüfen. Doch es fällt auf: Kleinere Titel oder Unternehmen tauchen kaum auf. Ausnahmen: Die BZ Medien (u. a. „Badische Zeitung“) und die Nussbaum Medien (v. a. Amtsblätter) erhielten bereits 2023 je 300.000 Euro. Die „Fränkische Landeszeitung“ bekam 100.000 Euro.


Must-Reads im aktuellen „kress pro“

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