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Streaming-Zukunft kontra TV-Erfolg: Warum der KiKA trotzdem bleiben sollte

Trotz politischer Pläne zum Online-Umstieg bleibt KiKA im klassischen TV bei Eltern und Kindern am beliebtesten. Eine neue Studie stellt den Reformkurs infrage.

Berlin (KNA) – Der Kinderkanal KiKA ist in den Strudel der Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems geraten. Ein zentrales Element des neuen Medienstaatsvertrags, der im Dezember dieses Jahres in Kraft treten soll, ist die Stärkung von Kooperation und Synergien zwischen den Sendern – unter anderem durch die Reduzierung von Spartenkanälen und eine stärkere digitale Ausrichtung.

 

Für KiKA gilt dabei die Vorgabe, dass er bis spätestens 2033 in ein vollständig non-lineares Angebot überführt werden soll. Begründet wird dies mit dem veränderten Mediennutzungsverhalten junger Zielgruppen und möglichen Kosteneinsparungen.

 

Pläne stoßen auf Kritik

Kritikerinnen befürchten, dass Kinder und Jugendliche künftig nur noch gezielt ihre Lieblingssendungen abrufen würden. Eine feste, kuratierte Sendeabfolge hingegen garantiere, dass junge Zuschauerinnen mit unterschiedlichen Formaten und Genres in Kontakt kommen.

 

„Starkes Signal für Erfurt“

Sachsen-Anhalts Medienminister Rainer Robra (CDU) stellte in der Rundfunkkommission des Landtags klar, dass der Reformvorschlag ein lineares KiKA-Programm nicht grundsätzlich ausschließe. Es gehe lediglich um den klassischen Verbreitungsweg über das Fernsehen. Ein online abrufbares Programm – etwa über Livestreams – sei hingegen problemlos möglich.

 

So oder so: Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Kinderprogramms mit Sitz in Erfurt scheint gesichert. Thüringens Medienminister Stefan Gruhner bezeichnete den Reformstaatsvertrag als „ein starkes Signal für Erfurt, für die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer – und für die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags“.

 

Aktuelle Studie belegt Bedeutung

Wie sehr KiKA ein wesentlicher Bestandteil des Public Value der öffentlich-rechtlichen Sender ist, zeigt eine aktuelle Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI). Institutsleiterin Maya Götz konstatiert: „Das Kinderfernsehen, das seine Inhalte mittlerweile über verschiedene Medien verbreitet, wird nur selten öffentlich diskutiert und in seiner Rolle als zentrale Sozialisationsinstanz thematisiert.“

 

„logo!“ als Alleinstellungsmerkmal

Zwischen den privaten Anbietern wie Super RTL, Disney Channel und Nickelodeon einerseits und dem öffentlich-rechtlichen KiKA andererseits bestehen deutliche Unterschiede. Während die privaten Programme zu über 95 Prozent fiktionale Inhalte senden, zeigt KiKA rund 22 Prozent non-fiktionale Formate. Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren nennen den KiKA zu 29 Prozent als ihren Lieblingssender – gefolgt von Super RTL mit 22 Prozent.

 

Laut IZI-Studie legen Eltern großen Wert auf Inhalte mit Bildungsanspruch: 93 Prozent halten Wissenssendungen im Kinderfernsehen für (sehr) wichtig, 89 Prozent nennen Dokumentationen, 75 Prozent Kindernachrichten. Gerade Nachrichtensendungen wie „logo!“ sind ein Alleinstellungsmerkmal des KiKA, ebenso wie Wissensformate à la „Checker Tobi“. Auch Super RTL sendet mit „Woozle Goozle“ eine Wissenssendung, allerdings deutlich seltener.

 

Inhalte aus Deutschland gefragt

Sieben von zehn Eltern ist es besonders wichtig, dass Kinderfernsehen in Deutschland produziert wird und die Lebensrealität vor Ort abbildet. Dieses Ergebnis überrascht in zweifacher Hinsicht: Zum einen dominieren auf dem Kinderfernsehmarkt nach wie vor US-Produktionen. Nickelodeon etwa sendet zu 98 Prozent Programme aus den USA, beim Disney Channel sind es 74 Prozent, Super RTL sendet fast ausschließlich eingekaufte Inhalte (ebenfalls rund 98 Prozent). Beim KiKA hingegen werden etwa 75 Prozent der Inhalte eigenproduziert.

 

Hohe Zustimmung bei Eltern

Die Einschätzungen der Eltern zur Qualität und Eignung der Sender zeigen ebenfalls ein klares Bild: 75 Prozent halten KiKA für „sehr gut geeignet“. Deutlich dahinter folgen Disney Channel (39 Prozent), Super RTL (21 Prozent) und Nickelodeon (12 Prozent).

 

Fazit der Studie

„Eltern wünschen sich für ihre Kinder ein Medienangebot mit einer Vielzahl an Genres, das – wenn möglich – in Deutschland produziert wurde und die hiesige Lebenswelt widerspiegelt. KiKA ist der einzige Sender, dem sieben von zehn Eltern dies attestieren“, fasst Maya Götz zusammen. Ein Ergebnis, das auch die Rundfunkpolitik in ihren Reformüberlegungen nicht ignorieren sollte.