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Studie: Einfluss von Medien auf Schulleistungen größer als bekannt

«Die Schulnoten fallen umso schlechter aus, je mehr Zeit die Schüler mit Medienkonsum verbringen und je brutaler die Inhalte sind», sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), Christian Pfeiffer.

Düsseldorf (ddp-nrw) - Die Häufigkeit und Inhalte der Mediennutzung von Schülern haben offenbar mehr Einfluss auf deren Leistungen als bislang angenommen. «Die Schulnoten fallen umso schlechter aus, je mehr Zeit die Schüler mit Medienkonsum verbringen und je brutaler die Inhalte sind», sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), Christian Pfeiffer, am Freitag bei der Vorstellung einer Studie des Instituts in Düsseldorf.

Laut der KFN-Studie haben Kinder der Schülergruppen, die bei den Pisa-Vergleichstests schlecht abschnitten, deutlich öfter Fernseher, Spielekonsolen und Computerspielen zur Verfügung als ihre jeweiligen Gegengruppen. Die Schüler aus den Verlierergruppen seien damit auch «Opfer ihres Medienkonsums», so die Studie.

Durch die Ergebnisse der KFN-Studie, die sich auf bundesweite Befragungen von 4400 Viertklässlern und 17.000 Neuntklässlern stützt, müssen nach Einschätzung von Pfeiffer die in den Pisa-Vergleichstests ermittelten Leistungsunterschiede in neuem Licht gesehen werden. Weil die Pisa-Verlierer in ihren Kinderzimmern über eine erheblich größere Medienausstattung verfügten als ihre jeweilige Gegengruppe, hätten sie auch einen höheren und zugleich inhaltlich problematischeren Medienkonsum. Dieser Aspekt sei bei der Analyse der Pisa-Ergebnisse bislang aber kaum beachtet worden.

Aus der Studie leitet das KFN deshalb die Forderung nach einer flächendeckenden Einführung von Ganztagsschulen ab. Damit könnten insbesondere die Verlierer der Pisa-Studien vor ausuferndem Medienkonsum geschützt werden. Ganztagsschulen müssten dabei dem Motto «Lust auf Leben wecken durch Sport, Musik sowie kulturelles und soziales Leben» verpflichtet sein, betonte Pfeiffer.

Im Detail stellt die Studie fest, dass etwa Kinder aus Zuwandererhaushalten, die bei den Pisa-Tests erheblich schwächer abschnitten, viermal häufiger im Besitz von Spielekonsolen sind als die Vergleichsgruppe der Kinder aus bundesdeutschen Haushalten. Entsprechende Ergebnisse fanden sich auch bei Schülern aus sozial schwachen Haushalten, deren Medienausstattung ebenfalls erheblich höher war als bei der Vergleichsgruppe aus der Mittelschicht.

Belegt sieht das KFN seine These auch durch einen Nord-Süd-Vergleich. Schüler aus Norddeutschland, die bei den Pisa-Tests gegenüber den süddeutschen Pennälern unterlagen, hatten zu 42 Prozent ein eigenes Fernsehgerät in ihrem Zimmer. Bei den süddeutschen Schülern waren es dagegen nur 27 Prozent.

Die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Barbara Sommer und der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann (beide CDU) unterstützten die Forderung des KFN nach flächendeckenden Ganztagsschulen. «Fernsehgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer», mahnten beide Politiker außerdem. Eltern müssten zudem darauf achten, dass ihre Kinder in der Grundschulzeit höchstens eine Stunde pro Tag TV schauten oder mit dem Computer spielten.

Besorgniserregend ist dem KFN zufolge auch die wachsende Abhängigkeit vieler Schüler von Computerspielen. Es gebe viele 15-Jährige, die mehr als vier Stunden mit Spielen verbrächten, die erst ab 18 freigegeben seien, warnte Pfeiffer. Er fordert vor diesem Hintergrund zum Zweck des Jugendschutzes mehr Indizierungen solcher Spiele: «Indizierte Spiele werden nicht beworben und können so auch nicht zu Prestigeobjekten auf Schulhöfen werden.»