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Verleger-Coup: Distelbarth greift im Süden zu

Verleger-Coup: Distelbarth greift im Süden zu Tilmann Distelbarth (Foto: Mario Berger)

Nach Recherchen von „kress pro“ beteiligt sich der Heilbronner Verleger Tilmann Distelbarth an der Neuen Pressegesellschaft – und sorgt im Südwesten für Wirbel.

Ulm – Es war der größte Zeitungsdeal seit Jahren: Ende Mai machte die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) bekannt, dass sie ihr Zeitungsgeschäft in Baden-Württemberg (u. a. „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“), das in der Medienholding Süd (MHS) gebündelt war, an die Neue Pressegesellschaft (NPG) der Ulmer Verlegerfamilie Ebner verkauft.

 

Bisher ist über die Details der Transaktion nur wenig nach außen gedrungen. Jetzt zeigen Recherchen von „kress pro“, dass sich bei der Neuen Pressegesellschaft (u. a. „Südwest Presse“) der Kreis der Gesellschafter verändert. Bisher hielt die Verlegerfamilie Ebner 50 Prozent. Die Verlegerin Ruth Aberle war über eine Zwischengesellschaft (ZVD Mediengesellschaft) ebenso mit 25 Prozent beteiligt wie die Medienholding Süd.

 

Die 25 Prozent der MHS wurden eine Woche nach Bekanntgabe des Deals rund drei Dutzend Aktionären der SWMH auf einer Gesellschafterversammlung zum Kauf angeboten, die zur Gruppe der Württemberger Verleger (GWV) zählen. Rund zwei Dutzend von ihnen halten weniger als ein Prozent der Anteile. Das Angebot der NPG sei deutlich überteuert gewesen, beklagt einer, dem die Offerte vorliegt. Auch andere teilten diese Einschätzung und gingen nicht darauf ein.

 

Nach Recherchen von „kress pro“ soll sich bisher nur der Heilbronner Verleger Tilmann Distelbarth entschlossen haben, das Angebot anzunehmen – Gesellschafter der NPG und damit der neuen Macht im südwestdeutschen Zeitungsgeschäft zu werden. Demnach erwirbt er Anteile an der Württemberger Zeitung GmbH, so jedenfalls schildern es Quellen, die mit dem Vorgang vertraut sind. Angeblich kaufe Distelbarth gar alle Anteile, was durchgerechnet eine Beteiligung von 25 Prozent an der NPG bedeuten würde, heißt es. Distelbarth mochte auf „kress pro“-Anfrage keine Stellung nehmen.

 

Was im Kreis anderer Anteilseigner für Unmut sorgt: Distelbarth zählt zum sechsköpfigen Aufsichtsrat der SWMH, der den Verkauf an die NPG durchwinkte. „Das Ganze hat ein Geschmäckle“, sagt einer, der einen kritischen Blick auf die Transaktion hat.

 

Andere Quellen dagegen betonen, Distelbarth habe einen untadeligen Ruf als Geschäftsmann, und schließlich hätten alle die gleiche Chance gehabt, sich an der NPG und damit weiter am baden-württembergischen Regionalzeitungsgeschäft zu beteiligen.

 

Was eine wichtige Rolle spielt: Bei den kleinen Anteilseignern ist der Ärger über die Zerschlagung der SWMH noch nicht verraucht – über deren Vollzug sie erst aus den Medien erfahren haben. Sie kritisieren, dass das Zeitungsgeschäft der MHS für rund 60 Millionen Euro zu billig an die NPG von Hauptaktionär Ebner verkauft wurde.

 

Neben dem Heilbronner Verleger Tilmann Distelbarth gibt es noch einen weiteren neuen Anteilseigner der NPG. Mehr dazu hier.

 

Must-Reads im aktuellen „kress pro“

  • Die KI-Strategie der „New York Times“: KI-Chef Zach Seward zeigt, mit welchen Tools die Weltmarke Abläufe verbessert, Recherchen vertieft und Nutzer begeistert.
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