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Tag der Entscheidung: Bis wann die Zukunft der G+J-Magazine geklärt sein soll

Tag der Entscheidung: Bis wann die Zukunft der G+J-Magazine geklärt sein soll Thomas Rabe: Überdenkt er seine Pläne?

Was passiert mit Marken wie „Geo“, „Brigitte“, „Gala“ und „Schöner Wohnen“ des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr? Laut Lars Haider („Hamburger Abendblatt“) gibt es eine genaue Frist. Indes hat sich „11 Freunde“-Chefredakteur Philipp Köster kritisch über die Kommunikation bei der RTL-Mutter geäußert.

Hamburg – Bertelsmann will nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ bis spätestens 15. Februar entschieden haben, was man mit den ehemaligen Gruner + Jahr-Magazinen macht. Am liebsten wäre Bertelsmann-Chef Thomas Rabe ein Käufer, der ihm möglichst mehrere Zeitschriften auf einmal abnimmt, will „Hamburger Abendblatt“-Chefredakteur Lars Haider wissen. Gesprochen habe Rabe über seine Pläne mit denen, die sie direkt betreffen, offenbar nicht, so Haider, der dies aus einer Äußerung von Philipp Köster herausliest.

 

Köster, Chefredakteur des G+J-Fußballmagazins „11 Freunde“ schreibt auf Twitter: „Wenn in den letzten Monaten ernsthaft nach Synergien und Möglichkeiten gesucht worden wäre, die Gruner + Jahr-Marken in den RTL-Kosmos zu integrieren, warum ist dann mit keinem einzigen Chefredakteur jenseits des ,Stern‘ darüber gesprochen worden?“

 

Und weiter: „Wenn man es ernsthaft gewollt hätte, hätten die Gruner-Marken extrem viel beizutragen gehabt. Ich habe in den 13 Jahren, in denen wir zum Baumwall gehören, so großartige, kreative Leute kennengelernt. Es ist eine Tragödie, wie all das gerade abgewickelt und demontiert wird.“

 

Gruner + Jahr habe seit den 1950er-Jahren die westdeutsche Kultur und Demokratie mitgeprägt, und deshalb sei es eines Verlages wie Bertelsmann unwürdig, so mit dieser Institution umzuspringen: „Es braucht endlich Klarheit und Respekt“, so Köster. Es gäbe sicherlich auch viele hausgemachte Probleme, aber „durch Schweigen und Aussitzen wird nicht besser.“

 

Während der „11 Freunde“-Chef klare Worte findet, bestehe in anderen Chefredaktionen die Hoffnung, dass es doch nicht zur Zerschlagung komme, hört Lars Haider vom „Hamburger Abendblatt“. Eine Hoffnung sei, dass die Berichterstattung der vergangenen Tage Thomas Rabe dazu bringe, seine Pläne zu überdenken. In der vergangenen Woche hatten auch G+J-Redaktionen einen Hilferuf an die Familie Mohn gerichtet, die Eigner von Bertelsmann ist.

 

Ein ehemaliger Gruner-Vorstand sieht laut „Hamburger Abendblatt“ allerdings keinen Grund zur Hoffnung. Lars Haider zitiert ihn mit folgenden Worten: „Es wäre naiv zu glauben, dass sich alles irgendwie noch zum Guten wendet. Aber leider haben die Redaktionen bei Gruner + Jahr immer einen Hang zur Naivität gehabt.“

 

Ein Sprecher von RTL Deutschland sagte in der vergangenen Woche: „Die Analyse des Titelportfolios läuft. Ergebnisse stehen noch nicht fest, sie sind für das erste Quartal 2023 geplant und werden dann entsprechend kommuniziert. Es finden keine Verkaufsgespräche statt.“ Zu Spekulationen über einzelne Titel äußerte sich der börsennotierte TV-Konzern nicht.

 

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hatte im vergangenen September verkündet: „Das Magazingeschäft steht beispielsweise aktuell besonders unter Druck. Darum werden wir das Titelportfolio überprüfen und nur solche Titel mit RTL zusammenführen, die wirklich synergetisch sind.“

 

Hintergrund: RTL hatte zum Jahreswechsel 2021/22 die Magazinsparte des Verlagshauses – beide Unternehmen gehören zum Bertelsmann-Konzern – in sein Portfolio integriert und will mehr Synergien schaffen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass das Titelportfolio überprüft wird. Bekannte Zeitschriften von Gruner + Jahr sind zum Beispiel „Stern“, „Geo“, „Brigitte“ und „Schöner Wohnen“.