Vermischtes
Newsroom

Tagung in Berlin: Neue Konzepte für Medienbildung

„Doing politics“ – GMK stellte die Frage, wie man politisch agieren kann in der digitalen Gesellschaft. Von Christoph Nitz.

 

Berlin - Das GMK-Forum Kommunikationskultur konstatierte, dass Technik, Politik und Medienpädagogik eng zusammenhängen und suchte in Berlin nach Antworten, wie bei veränderten Rahmenbedingungen eine zeitgemäße Medienpädagogik auszusehen hat.

„Medienkompetenz konzentriert sich immer auf Schüler“, bemängelte Markus Beckedahl von netzpolitik.org, der auch Mitglied im Kuratorium der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur – kurz GMK – ist.

Mit dieser Ausrichtung werde der Rest der Gesellschaft nicht mitgenommen, dies sei aber wichtig, weil durch jeder durch das Internet enorm viel an Macht gewonnen habe, „weil wir zurücksenden können.“

Früher hätten die professionellen Nachrichtenvermittler eine journalistische Ausbildung durchlaufen, um das Handwerkzeug zu erlernen. Besonders die über 50-Jährigen müssten gezielt mit Angeboten zur Stärkung ihrer Medienkompetenz angesprochen werden, so Beckedahl weiter.

„Kein Torwächter wacht mehr darüber, was veröffentlicht wird“, Thomas Krüger, seit 2000 Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), schloss sich hier an Beckedahl an und forderte, dass Medienpädagogik „nicht umhin komme, politischer zu werden“. Immerhin 37 Mal komme im Koalitionsvertrag das Wort Medienkompetenz vor, ergänzte der ehemalige Bundestagsabgeordnete und SDP-Mitbegründer. Er stellte die Frage, ob politische Bildung nicht „ganz von vorne anfangen“ müsse.

Die Möglichkeiten der digitalen Gesellschaft könnten von einem „Hauptschüler aus Lippe-Detmold“ nicht oder nur sehr eingeschränkt genutzt werden.

Ein Projekt politischer Bildung mit dem Privatsender RTL II beispielsweise sei für bildungsferne Zielgruppen sinnvoller als viel gelobte Projekte wie die Presseschau Eurotopics, die Nachrichten aus den 28 Ländern der Europäischen Gemeinschaft verfügbar macht.

Viele Angebote würden nur Menschen erreichen, die ohnehin schon an Politik interessiert seien.

Um Menschen zu erreichen, müsse man auch „ökonomisch kontaminierte“ Plätze als Gestaltungsraum nutzen, sonst reduziere man die Zielgruppe politischer Bildung „auf ein Minimum“. Krüger kritisierte die Programmgestaltung der öffentlich-rechtlichen Sender: Er arbeite mit privaten Sendern zusammen, weil viele Themen dort inzwischen vorkämen, während sie bei ARD und ZDF zunehmend „verschwinden, wegen der Quotenfixierung“ der dortigen Entscheider.  

Krügers Fazit: „Es gibt viel zu diskutieren und zu denken.“

Drei Tage lang wurden in Berlin Konzepte und Strategien der Medienpädagogik und Medienbildung gesucht. Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Familien soll gefördert werden und die Bildungspotenziale von Schule und außerschulischer Bildung miteinander vernetzt werden. Nach den Enthüllungen zu den Aktivitäten der NSA wurde auch thematisiert, wie Medienpädagogik auf „Überwachung reagieren und für einen sorgfältigen Umgang mit Daten sensibilisieren“ könne.

Aktuelle Fragen und angesichts sich täglich ändernden Medienwelten auch große Herausforderungen – der GMK wurden im 31. Jahr ihres Bestehens die Themen nicht knapp.

Christoph Nitz

Newsroom.de-Service: Rückblick und Materialsammlung zum GMK-Forum Kommunikationskultur 2014