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Tarifrunde für Zeitungsredakteure abgesagt

Demonstranten hätten den freien Zugang zum Verhandlungsraum blockiert und auf dem Boden sei ein Bilderteppich mit Fotos von Journalisten ausgebreitet gewesen. Die Vertreter der Arbeitgeber seien deshalb abgereist.

Berlin (dapd) - Die Fortsetzung der Tarifverhandlungen für die rund 14.000 Redakteure bei Tageszeitungen ist am Mittwoch geplatzt. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) verließ nach eigenen Angaben den Ort der Verhandlungen in Köln schon vor Beginn. Demonstranten hätten den freien Zugang zum Verhandlungsraum blockiert und auf dem Boden sei ein Bilderteppich mit Fotos von Journalisten ausgebreitet gewesen, teilte der BDZV mit. Über diesen hätten die Verlegervertreter gehen müssen. Dies hielten sie für unzumutbar, so der Verband. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte das Verhalten der Verleger heftig, die sich "geweigert" hätten, in die vereinbarte vierte Runde mit den Gewerkschaften DJV und ver.di einzutreten.

Es sei "völlig unverständlich", dass diese mit dem Protest ihrer Mitarbeiter nicht umgehen könnten, sagte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring. "Wer von den Redakteuren Einkommenseinbußen von rund 30 Prozent verlangt, wie der BDZV es am 8. Dezember gefordert hat, kann keinen Jubel erwarten", fügte er hinzu. Es sei im Interesse der Verleger, schnellst möglich wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Proteste der Kollegen seien gerade erst gestartet, sagte Döhring. DJV-Sprecher Henrik Zörner ergänzte auf dapd-Anfrage mit Blick auf die Verhandlungen, es werde nun von den Verlegern erwartet, dass sie einen neuen Termin nennen.

Laut DJV brachten anlässlich der geplanten Gespräche mehr als 60 Redakteure aus mehreren Bundesländern im Verhandlungshotel ihren Unmut über die im Dezember präsentierten Tarifforderungen der Verleger zum Ausdruck. Auf dem Boden seien Plakate des DJV mit dem Slogan "Guten Journalismus nicht mit Füßen treten" ausgelegt gewesen.

"Wir trampeln nicht auf Journalisten rum", sagte BDZV-Verhandlungsführer Werner Hundhausen zu der Aktion der Gewerkschaften. Die Verleger hätten "ohne Erfolg" die Gewerkschaftsseite aufgefordert, den freien Zugang zu gewährleisten, teilte der BDZV mit. Die Vertreter der Arbeitgeber seien deshalb abgereist.

DJV und ver.di wollten in der vierten Runde erneut mit der Forderung nach vier Prozent mehr Gehalt für die Journalisten von Tageszeitungen in die Gespräche gehen, wie Zörner am Dienstag gesagt hatte. In der dritten Runde der Tarifverhandlungen hatten die Zeitungsverleger am 8. Dezember zwar ein Angebot vorgelegt. Die Vertreter des BDZV wollten dabei den bisherigen Gehaltstarifvertrag wieder in Kraft setzen, aber unter anderem ohne die vom DJV geforderten Gehaltserhöhungen. In den ersten zwei Jahren soll es nach Willen des BDZV nur eine Einmalzahlung und im dritten Jahr eine niedrige prozentuale Anhebung geben. Diesen Vorstellungen des BDZV wollte die Arbeitnehmerseite nicht zustimmen.

Der Gehaltstarifvertrag für die Redakteure bei Tageszeitungen war von den Gewerkschaften DJV und ver.di fristgemäß zum 31. Juli 2010 gekündigt worden. Der BDZV antwortete darauf mit der Kündigung des Manteltarifvertrags zum Jahresende.