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Telekom-Affäre: Wirbel um Aufzeichnungsgerät in Krisenraum

«Wir wollten wissen, ob das Gerät zum Abhören geeignet war und haben nun festgestellt, dass die Installation dazu nicht geeignet war», sagte der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel auf Anfrage. Ein Telekom-Sprecher erklärte, das Aufzeichnungsgerät gehöre zur fest eingebauten Standardausrüstung des Konzern-Krisenzentrums.

Bonn (dpa) - In der Telekom-Bespitzelungsaffäre hat die Staatsanwaltschaft ein Aufzeichnungsgerät aus einem Krisen-Konferenzraum des Unternehmens sichergestellt. «Wir wollten wissen, ob das Gerät zum Abhören geeignet war und haben nun festgestellt, dass die Installation dazu nicht geeignet war», sagte der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel auf Anfrage. Ein Telekom-Sprecher erklärte, das Aufzeichnungsgerät gehöre zur fest eingebauten Standardausrüstung des Konzern-Krisenzentrums.

Sie diene für ernste Notfälle wie Bombendrohungen oder Terrorakte und sei erst einmal - rund um die Anschläge des 11. September 2001 - genutzt worden. Die Anlage ermögliche Aufzeichnungen von ein- und ausgehenden Gesprächen über die zwölf Leitungen des Krisenkonferenztisches im Lagezentrum. Durch eine feste Verkabelung sei sichergestellt, dass ausschließlich Gespräche von und zu den Nebenstellen des Krisenstabs im Einsatzfall mitgeschnitten werden könnten. Die Anlage sei gegen Fremdeingriffe geschützt.

In der Affäre geht es um Telefonate, die die Telekom ausgewertet hat, um undichten Stellen aus dem Hause des Telekommunikationsriesens auf die Spur zu kommen. Das Unternehmen hat bereits eingeräumt, dass in den Jahren 2005 und 2006 Telefonate mit Journalisten ausgewertet wurden.

Laut Staatsanwaltschaft wird nun «der Vollständigkeit halber» noch geprüft, ob die Anlage aus dem Konzernkrisenzentrum «irgendetwas Relevantes» aufgezeichnet hat. Es gebe aber keinen Anhaltspunkt, dass mit dem Gerät abgehört wurde. Laut Nachrichtenmagazin «Spiegel» wird noch untersucht, ob die Apparatur früher zweckentfremdet wurde.

Im Zuge der Ermittlungen habe die Telekom die Staatsanwaltschaft selbst auf die Anlage hingewiesen, sagte der Unternehmenssprecher. Bis auf den einen Einsatz im September 2001 seien nur in «zyklischen Abständen» Funktionstests durchgeführt worden. Der Krisenraum sei zudem immer abgeschlossen.

Apostel dementierte Angaben, dass die Ermittlungen auf elf Verdächtige ausgeweitet worden seien. «Zentral sind es weiter acht Beschuldigte.» Im Zuge der Ermittlungen seien zwischenzeitlich vorübergehend Beschuldigte hinzugekommen, bei denen sich aber ein Anfangsverdacht nicht erhärtet habe. Die Telekom hatte eingeräumt, dass in den Jahren 2005 und 2006 Telefonate mit Journalisten ausgewertet wurden, um undichten Stellen aus dem Haus des Telekommunikationsriesen auf die Spur zu kommen. In der Affäre ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen den früheren Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und den Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel.