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Telekom-Spitzelunternehmen spähte auch für die Bahn

Es ging um Korruptionsbekämpfung, betonte ein Bahnsprecher.

Düsseldorf (ddp.djn). Auch die Deutsche Bahn hat einem Medienbericht zufolge mit dem Bespitzelungsunternehmen der Deutschen Telekom zusammengearbeitet. Wie das «Handelsblatt» (Dienstagausgabe) berichtet, vergab der Verkehrskonzern Aufträge an dieselbe Firma Network Deutschland, die für die Telekom Aufsichtsräte und Journalisten ausspähte. Ein Bahn-Sprecher bestätigte der Zeitung, dass es eine Geschäftsbeziehung zwischen der Bahn und Network Deutschland gab. Deren Geschäftsführer Ralph Kühn hatte vergangene Woche zugegeben, im Telekom-Auftrag illegal beschaffte Telefondaten ausgewertet zu haben.

Der Bahn-Sprecher betonte auf Anfrage der Zeitung aber, es gebe bei der Bahn «keine unzulässige Überwachung von Mitarbeitern oder externen Personen». Dass die Bahn jedoch externe Dienstleister mit Recherchen betraute, räumte er ein: «Im Rahmen unserer Korruptionsbekämpfung, die wir seit Jahren streng durchführen, haben wir in Einzelfällen im Rahmen des rechtlich Zulässigen auch externen Sachverstand in Anspruch genommen.» Die Frage, warum die Bahn für solche Nachforschungen ausgerechnet Network Deutschland engagiert hat, wollte der Sprecher dem Bericht zufolge nicht beantworten. Auch zur Dauer der Geschäftsbeziehung, zum Auftragsvolumen sowie zur Formulierung der Aufträge habe die Bahn keine Angaben.

Nach Angaben eines Subunternehmers von Kühn gleichen sich die Arbeiten, die für Telekom und Bahn ausgeführt wurden, bis ins Detail, schreibt die Zeitung weiter. «Es ging um die Ausforschung von Telefonverbindungen, Bankdaten und die komplette Durchleuchtung von Zielpersonen», sagte der Computerexperte. Sogar Steuererklärungen seien beschafft worden. Ziele seien Mitarbeiter der Bahn und Personen im Umfeld des Konzerns gewesen. Zwei weitere Informanten bestätigten dem «Handelsblatt», dass die Bahn gezielt an den Network-Chef Kühn herangetreten sei. «In der Branche ist bekannt, wann man Kühn holen muss», sagte ein Sicherheitsexperte. Kühn «besorgt Daten, die man eigentlich gar nicht legal besorgen kann».