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Thomas Rabe will nun doch länger RTL-Chef bleiben – das sind die Gründe

Thomas Rabe will nun doch länger RTL-Chef bleiben – das sind die Gründe Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe

„Für längstens ein Jahr“ werde er selbst die RTL-Führung übernehmen, hatte Thomas Rabe 2022 angekündigt. Warum er mittlerweile die Lage anders sieht.

Köln – Das deutsche Privatfernsehen kämpft mit der Flaute auf dem Werbemarkt. Der Fernsehkonzern RTL hat am Dienstag seine Jahresprognose nach unten korrigiert. Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis würden demnach unter dem Wert des Gesamtjahres 2022 liegen. RTL-Chef Thomas Rabe sprach von „erheblichen Auswirkungen“ durch die Werbeflaute. Wenngleich es erste Anzeichen für eine Verbesserung im zweiten Halbjahr gebe, bleibe man mit der Prognose vorsichtig. Der Manager sagte, der deutsche Werbemarkt sei der schwächste unter den großen Werbemärkten in Europa. Allein RTL Deutschland hat im ersten Halbjahr 12 Prozent der Einnahmen aus Werbung eingebüßt. Verglichen mit 2019 sind es sogar 25 Prozent weniger.

 

„Keine gute Zeit für einen Wechsel an der Spitze, findet Thomas Rabe“, schreibt Susanne Preuß in der FAZ. Bertelsmann-Lenker Rabe hatte sich vor einem Jahr selbst auf den RTL-Deutschland-Chefsessel gesetzt, um direkteren Zugriff in schwierigen Zeiten zu haben. Er kündigte zugleich an, dass er die Hauptrolle nicht länger als ein Jahr einnehmen werde.

 

Jetzt stellt Rabe im Gespräch mit der FAZ klar: „Ich bleibe Vorsitzender der Geschäftsführung von RTL Deutschland, bis auf Weiteres, ohne klare Frist“.

 

Die Führungsriege von RTL Deutschland sei jetzt „eine funktionale Organisation, in der ein Rad in das andere greifen muss“, beschreibt Rabe die aktuelle Lage: „Und das funktioniert gut.“ Er selbst sehe sich dabei mittlerweile in der Rolle eines Unterstützers und Begleiters, wie eine Art Chairman. „Wenn ich mir die Herausforderungen anschaue, vor denen RTL Deutschland steht, bin ich der Meinung, dass diese Führungsstruktur bis auf Weiteres fortgeführt werden soll, und das ist auch die Meinung des Aufsichtsrats der RTL-Group.“ Es gebe den Wunsch und die Notwendigkeit nach Kontinuität in der Führung, nach zahlreichen Wechseln in Spitzenpositionen von RTL wie auch von Gruner + Jahr in den vergangenen Jahren. „Allerdings ist auch klar, dass das keine Struktur für die Ewigkeit ist“, betont Rabe gegenüber der FAZ.

 

Künftig müsse an der Spitze von RTL eine Person stehen, die „RTL lebt und RTL verkörpert“, jemand mit strategischen und kommunikativen Fähigkeiten. Er habe durchaus schon mehrere Personen aus dem eigenen Haus im Auge, die als künftige Sprecherin oder Sprecher der Geschäftsführung in Frage kämen. Bevor es so weit ist, will Thomas Rabe aber einiges abgearbeitet haben. „Ausgesprochen schwierige Werbemärkte, Streaming, Gruner + Jahr – das sind die großen Aufgaben, vor denen wir stehen. Da haben wir noch eine Menge zu tun. Viel hängt von externen Faktoren ab, aber ich möchte in allen Bereichen deutlich mehr Klarheit schaffen über die künftige Entwicklung.“

 

Henning Hinze meint in seinem Artikel im „manager magazin“, dass Rabe auf unbestimmte Zeit Herr über die deutsche Geschäftsführung bleibe mit Co-Chef Matthias Dang, Finanzchefin Ingrid Heisserer, Andreas Fischer als Chef für das operative Geschäft und dem Programmverantwortlichen Stephan Schmitter 48 – und damit neuen Unfrieden in der Gruppe stifte. Schon seit Langem gebe es im Konzern Kopfschütteln über die Ämterhäufung, mehr oder weniger offen werde Rabe eine personelle und intellektuelle Auszehrung vorgeworfen, will Hinze wissen. Zugleich sei Rabes finanzielle Bilanz nach gut elf Jahren als Bertelsmann-Konzernchef ausgezeichnet. Ausgerechnet bei RTL Deutschland schreibe er nun aber nach zwölf Monaten im Amt auch finanziell eine „Negativgeschichte“ – wofür er aber aufgrund der Werbeflaute nicht direkt verantwortlich sei.

 

Henning Hinze folgert im „manager magazin“: „Dass sich Konzernchef Rabe ausgerechnet bei der kleinsten von ihm geführten Tochtergesellschaft mit verfehlten Prognosen und einem um 12 Prozent niedrigeren Gewinn verabschiedet, wäre intern aber wohl noch schwieriger zu vermitteln gewesen als die Ämterhäufung.“

 

Hintergrund: Die beiden großen TV-Konzerne in Deutschland haben jeweils unterschiedlich gelagerten Stellenabbau angekündigt. ProSiebenSat.1 will 400 Stellen streichen. Bei RTL Deutschland sind es 1000, vor allem im Magazin-Bereich. RTL hatte die Magazinsparte des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr Anfang 2022 übernommen. Danach gab es eine Portfolioüberprüfung, zahlreiche Zeitschriften werden eingestellt oder wurden bereits verkauft beziehungsweise stehen noch zum Verkauf. RTL will sich auf Marken wie „Stern“ und „Geo“ konzentrieren.