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Thomas Schall: „Finger weg von der aktiven Mediengestaltung“

Klare Worte findet Newsroom.de-Leser Thomas Schall.

Berlin - Thomas Schall hält nichts davon, wenn studierte Leute ausgenutzt und nicht gerecht entlohnt werden. Er antwortet auf den Beitrag "Journalistischer Nachwuchs: Angst vor der eigenen Zukunft" von Christian Esser.

Im Grunde kann ich Christian Esser nur Recht geben.

 

Mit seinem Beitrag "Journalistischer Nachwuchs: Angst vor der eigenen Zukunft" hat der Jung-Journalist Christian Esser Sorgen thematisiert, die viele Medienmacher beschäftigen.

 

Es kann einfach nicht sein, dass studierte Leute ausgenutzt und nicht gerecht entlohnt werden. Es ist schließlich meistens die Voraussetzung für die meisten Unternehmen der Medienbranche, dass die Mitarbeiter ein abgeschlossenes Studium vorweisen können. Kann es also sein, dass man studiert haben soll und dann nicht dementsprechend entlohnt wird? Nein, das kann es meiner Meinung nach eben nicht.

Ich kann persönlich nur aus der Hörfunkbranche berichten, in der es für mich dann aus Geldgründen und mangels Beziehungen nicht mehr weiterging.

Als studierter Mensch habe ich direkt nach meinem Studium die Chance genutzt und mein Volontariat bei einem großen privaten Radiosender in Sachsen-Anhalt absolviert. Vor dem Volontariat teilte mir man noch mit, dass man für sich und für die Zukunft ausbilde. Nach dem ersten Jahr bin ich dann auch täglich als Moderator auf Sendung gewesen.

Doch nach den zwei Jahren war Schluss, aus, finito.

Es wäre angeblich kein Geld da, um mich zu behalten. Stattdessen rückte ein weiterer Volontär nach, der logischerweise nur einen Bruchteil dessen verdiente, was ich dann bekommen hätte. Und das wären lächerliche 1800 Euro gewesen, brutto wohlbemerkt.

Wer soll da eine potentielle Familie ernähren?

Und vor allem: wofür hat man studiert, um sich das so ausbeuten zu lassen? Für mich liegt der "Geldmangel" klar auf der Hand: wenn der Morningshow-Moderator - man munkelt - einen fünfstelligen Betrag im Monat mit nach Hause nimmt, dann bleibt für den Rest eben nur noch ein Hungerlohn knapp über der Existenzgrenze übrig.

Und dann erklärt mir: was macht ein Morningshow-Moderator anders als die anderen Moderatoren, außer zeitig aufstehen? Bekommt ein Nachmoderator mehr Geld, weil er von 0-5 Uhr moderieren darf/muss? Nein!

Ich sage es hier, ich sage es später auch meinen Kindern - Finger weg von der aktiven Mediengestaltung. Oder aber man verbiegt sich und schleimt den Vorgesetzten hinterher. Denn ihr wisst ja: "Wer kriecht, kann nicht stolpern!" - Zitat eines Mitarbeiters des o.g. Senders. Traurig, aber leider wahr!

Thomas Schall