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„Top 30 bis 30“, Deepfakes und Debatten im neuen „medium magazin“

„Top 30 bis 30“, Deepfakes und Debatten im neuen „medium magazin“ Frederik von Castell

Frederik von Castell, Chefredakteur des „medium magazins“, über journalistische Talente unter 30, Deepfake-Dokus mit KI, moralische Verantwortung – und warum Kritik kein „Rumgeheule“ ist.

Berin – Frederik von Castell, Chefredakteur des „medium magazins“, hat das Editorial zur neuen Ausgabe geschrieben. Darin beschäftigt er sich mit dem Ton auf Medienkonferenzen, mit den moralischen Fragen rund um KI – und mit journalistischem Talent, das Hoffnung macht. Hier das Editorial:

 

Ihn nerve schon lange, dass der Journalismus „so brutalst moralisch aufgeladen“ sei, erzählt er, dem Namensschild nach bei einem großen Medienhaus, einer Kollegin. Die scheint nur mit einem Ohr zuzuhören – macht ihm aber nichts aus: Der Anti-Moral-Apostel ist einer von etlichen Lautsprechern auf der Re:publica Ende Mai in Berlin. Nur für eine der zahlreichen Bühnen hat es offenbar nicht gereicht. Also jagt er in der Schlange vor dem Foodtruck lautstark seiner steilen These von „Pseudo-Problemen“ hinterher: Er könne „das Gelaber nicht mehr hören“, jeder hier „jammere über Hatespeech“ oder fordere „Elfenbeinturm-Initiativen für Sichtbarkeit“. Als er sich auch noch radebrechend und nicht frei von Ironie an Brecht („Erst kommt das Fressen, dann die Moral“) versucht, wacht seine Begleitung auf: „Ich glaube, ich hol mir da drüben einen Kaffee.“

 

Ein Panel hatte der sich ereifernde Kollege besonders auf dem Kieker: Victoria Reichelt sprach mit Gästen wie Mirko Drotschmann über den Einsatz von KI in Dokus. Die Technologie wird genutzt, um historische Szenen nicht mehr aufwendig mit Schauspielenden vor Kulissen nachstellen zu müssen. Das hat den Lautsprecher aber gar nicht gestört. Sondern, dass es bei dem hervorragenden Panel (t1p.de/zwischen-mahnmal-und-meme) auch um die Gefahren („Rumgeheule“) ging, wenn man mit KI etwa Nazi-Größen wieder zum Leben erweckt.

 

Was dem einen zu viel ist, ist wiederum unsere Leitlinie: Weder flüchten wir uns in Doomsdaying noch mutieren wir zu blinden Enthusiasten und ignorieren die – ja! – moralischen Risiken. Dazu folgen wir unserem Anspruch, Ihnen wo immer möglich Nutzwert für Ihre Arbeit zu bieten. Schauen Sie gerne, wie uns das beim Thema Deepfake-Dokus mit KI gelungen ist. Und darüber, wie Journalistinnen wie Sophia Maier gegen Hatespeech vorgehen, berichten wir ebenfalls.

 

„Top 30 bis 30“ und „Hidden Stars“
Wie jedes Jahr haben wir eine Auswahl an vielversprechenden journalistischen Talenten zusammengetragen. Möglich gemacht haben das Hunderte engagierte Einreichungen – vielen herzlichen Dank allen Nominierenden! Wir haben uns die vielen Talente im Team angesehen und einzeln debattiert. Bei all der Freude über die zahlreichen Talente war die Auswahl viel Arbeit.

 

Jetzt machen wir uns auf die Suche nach den „Hidden Stars“. Sie kennen heimliche Heldinnen und Helden in Ihrer Redaktion? Nominieren Sie sie doch auf mediummagazin.de!

 

Must-Reads im aktuellen „medium magazin“

  • TOP 30 BIS 30: Wer die Zukunft des deutschen Journalismus prägen wird
  • MODERATION: 10 Profi-Tipps für Einsteiger
  • FREIE UND KI: Was ist erlaubt – und was dürfen Medienhäuser?
  • HASS: Wie Sophia Maier gegen digitale Gewalt vorgeht
  • DEBATTE: Hat Journalismus im Fußball ausgespielt?