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TV-Journalist Ulrich Tilgner kritisiert Pressetrupps bei Ministerreisen

Wenn der Bundesverteidigungsminister nach Afghanistan reise, werde breit darüber berichtet, «weil die Bundeswehr enorme Kontingente für Journalisten zur Verfügung stellt», sagte Tilgner. Dadurch aber werde es immer schwieriger, Blickwinkel darzustellen, die nicht direkt mit den «Auftritten von Angereisten» verknüpft seien.

Osnabrück (ddp). ZDF-Nahost-Korrespondent Ulrich Tilgner sieht Journalistenreisen im Schatten eines Ministers in Krisenregionen kritisch. Wenn der Bundesverteidigungsminister nach Afghanistan reise, werde breit darüber berichtet, «weil die Bundeswehr enorme Kontingente für Journalisten zur Verfügung stellt», sagte Tilgner der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwochausgabe) laut einem Vorabbericht. Dadurch aber werde es immer schwieriger, Blickwinkel darzustellen, die nicht direkt mit den «Auftritten von Angereisten» verknüpft seien. «Ganze Themenkomplexe werden übersehen, da ungenügend Möglichkeiten für mitreisende Journalisten bestehen, andere als die vorgeführten Aspekte zu verfolgen», kritisierte der Islam-Experte.

Der 60-jährige Tilgner kam 1976 zum damaligen Süddeutschen Rundfunk. 1980 und 1981 berichtete er für ARD-Sender und Printmedien aus dem Iran, ein Jahr später wechselte er zum ZDF. Für das Zweite bereiste er die Krisenherde des Nahen und Mittleren Ostens und hielt sowohl beim ersten wie zweiten Irakkrieg in Bagdad die Stellung. Seit 2002 ist er Leiter des ZDF-Büros in Teheran.

Ab 1. April wird Tilgner für das Schweizer Fernsehen aus der arabischen Welt berichten. Das ZDF ist ebenfalls weiter an einer Zusammenarbeit mit Tilgner interessiert, seinen laufenden Vertrag hatte er bislang aber nicht verlängert.