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«Verbrechen im Bilderbuchland» - Weltweites Medienecho

Zeitungen berichten in meist mehrspaltigen Beiträgen und in Kommentaren und beziehen auch den Fall Natascha Kampusch mit ein.

Hamburg/Wien (dpa) - Das grausige Verbrechen im österreichischen Amstetten hat ein weltweites Medienecho ausgelöst. Zeitungen berichten in meist mehrspaltigen Beiträgen und in Kommentaren und beziehen auch den Fall Natascha Kampusch mit ein. Die dpa dokumentiert einige Beispiele.

«New York Times»: «Er (der Fall) wirft auch die beunruhigende Frage auf: Warum passieren gleichzeitig zwei so schreckliche Verbrechen in Österreich, das als ein friedliches Bilderbuchland bekannt ist? Es gibt keine einfache Antwort darauf. Die österreichischen Behörden betonen, dass es ähnliche Verbrechen auch in anderen Ländern gab. Zugleich sagen sie, wie schwer es ihnen fällt, die einzigartigen Untaten Fritzls zu verstehen.»

Mit reißerischen Überschriften berichten Boulevardzeitungen in Großbritannien über den Fall. «The Sun»: «In der Höhle des Teufels» und «Tor zur Hölle». Josef Fritzl wird als «Monster» bezeichnet. «Daily Mirror» schreibt: «Der schlimmste Vater der Welt». «Daily Mail»: «Wie konnte seine Frau nichts davon wissen?» Über den Bildern des Kellers steht zu lesen: «Gebaut von einem Biest». Die seriösen Zeitungen halten sich mit Kommentaren zurück. Nur in der «Times» heißt es: «Dass kein Polizist während der letzten 24 Jahre auf einer ordentlichen Untersuchung der Geschichten von Josef Fritzl bestanden hat, ist ein Versagen des Staates auf jeder Ebene.»

In Italien titelt die römische Tageszeitung «La Repubblica»: «Das Lager des Vater-Monsters: Eine Gummizelle für die vergewaltigte Tochter». «Der Mann gesteht 24 Jahre Gewalt, unmöglich, dass keiner etwas davon gewusst hat.» Die Turiner Zeitung «La Stampa» spricht von «Biedermeier-Perversion, wo sich Gewalt und Missbrauch hinter den Vorhängen der Bürgerlichkeit einnisten».

Die spanische «El País» schreibt: «In Amstetten geschahen für das menschliche Wesen unvorstellbare Monstrositäten.» Und bei «El Mundo» heißt es: «Horror im Souterrain - Das Geschehen von Amstetten ist in gewisser Hinsicht ein grausames Abbild der heutigen Gesellschaft, des zunehmenden Individualismus, des Desinteresses für die Mitmenschen und der falsch verstandenen Privatsphäre. An der Oberfläche scheint alles normal zu sein. Aber wer hinter die Kulissen blickt, erlebt die schlimmsten Alpträume.»

«Keller des Schreckens für eine Mutter und ihre Kinder», heißt es im französischen «Le Parisien». «Österreich fehlen die Superlative, um den Schrecken zu beschreiben, den Natascha Kampusch durchlebt hat, die entführt und acht lange Jahre in einem Versteck gefangen gehalten wurde. Erschüttert finden die Österreicher jetzt keine Worte, die stark genug sind, um die monströse und diabolische Geschichte zu beschreiben, die sich im Geheimen seit drei Jahrzehnten in Amstetten abgespielt hat.»

Der südafrikanische «The Citizen» (Johannesburg) berichtet auf seiner Titelseite «Sünden des Vaters - Enthüllungen über Inzest im Verlies schockieren die Welt». Die australische Zeitung «The Daily Telegraph» überschreibt ihren Bericht: «Österreichische Polizei nicht überzeugt, dass die Nachbarn über das Horror-Haus nur wenig wussten». Im niederländischen «NRC Handelsblad» heißt es: «Grauenhafter Inzestskandal in Amstetten wirft viele Fragen auf».

Die israelische Zeitung «Maariv» berichtet unter der Überschrift «Das Monster aus Österreich». Die auflagenstärkste «Jediot Achronot» schreibt unter der in fetten roten Lettern gedruckten Schlagzeile «Psycho» über den Inzest-Fall: «Das Monster mit dem Namen Josef Fritzl ist gefasst und hat alles gestanden, aber Österreich ist noch nicht aus dem unglaublichen Alptraum erwacht.»