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WamS veröffentlicht Honorare von Markus Lanz & Co – Kritik an Intransparenz des ZDF

WamS veröffentlicht Honorare von Markus Lanz & Co – Kritik an Intransparenz des ZDF ZDF-Quotenkönig Markus Lanz (Foto: ZDF / Juliane Werner)

Das ZDF legt die Gehälter von Top-Moderatoren wie Markus Lanz, Horst Lichter und Oliver Welke nicht offen. Die „Welt am Sonntag“ will nun herausgefunden haben, dass teils Millionensummen pro Jahr bezahlt werden und nennt konkrete Summen. Die Politik fordert mehr Transparenz.

Hamburg – Das ZDF rechnet mit Blick auf die künftige Höhe des Rundfunkbeitrags mit Programmauswirkungen. Intendant Norbert Himmler bejahte im Interview der Deutschen Presse-Agentur Ende Dezember die Frage, ob mehr Wiederholungen ausgestrahlt und weniger Aufträge an Produktionsfirmen vergeben werden, wenn der Beitrag nicht oder nur geringfügig steigt. „Die Haupteinsparung wird im Programm stattfinden müssen, weil das der größte Finanzposten bei uns ist“, so Himmler.

 

Axel Springers Welt am Sonntag befeuert nun die Debatte mit einem brisanten Beitrag. Der Zeitung ist nach eigenen Angaben eine Liste aus der Sender-Zentrale in Mainz zugespielt worden, die Auskunft über bislang geheime Honorar-Vereinbarungen gebe und zuletzt innerhalb des ZDF Gegenstand von intensiven Diskussionen gewesen sei. Die Honorar-Liste stammt demnach aus März vergangenen Jahres.

 

Spitzenreiter bei den Moderationshonoraren ist laut der WamS-Recherche Talkmaster Markus Lanz. Er erhält demnach in diesem Jahr knapp 1,9 Millionen Euro. Im kommenden Jahr sollen es rund zwei Millionen Euro sein. Ein weiterer Topverdiener sei Koch und Moderator Horst Lichter („Bares für Rares“), der bis 2025 rund 1,7 Millionen Euro pro Jahr für seine Moderation bekommen soll.

 

Comedian und Moderator Oliver Welke kassierte nach dem WamS-Bericht bis Ende vergangenen Jahres rund 1,18 Millionen Euro jährlich. Moderator Johannes Kerner soll 630.000 Euro erhalten, Moderatorin Andrea Kiewel („Fernsehgarten“) „laut den internen ZDF-Unterlagen“ jährlich 400.000 Euro, so die Welt am Sonntag. Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Leiendecker kommt demnach auf 349.000 Euro und Giovanni Zarella („Die Giovanni Zarella Show“) auf 300.000 Euro.

 

Die WamS veröffentlicht auch „Brutto-Vereinbarungen“, also solche, in denen die Mehrwertsteuer bereits enthalten ist. Dazu soll etwa Christian Sievers zählen, der das „Heute Journal“ moderiert und 350.000 Euro pro Jahr für seine Dienste erhalten soll. Talkmasterin Maybrit Illner liegt laut dem Bericht bei 480.000 Euro, Rudi Cerne bei 382.000 Euro und Marietta Slomka bei 393.750 Euro.

Bereits im Oktober hatte die WamS „enthüllt“, dass Comedian Jan Böhmermann 651.000 Euro plus Mehrwertsteuer vom ZDF erhalten soll.

 

Das ZDF habe die einzelnen Verträge nicht kommentieren wollen, so die Welt-Autoren Alexander Dinger, Ulrich Kraetzer, Martin Lutz, Tim Röhn. „Auf eine umfangreiche Anfrage dieser Zeitung zu jeder einzelnen Honorarvereinbarung teilte der Sender lediglich mit, dass man zu den Konditionen mit ‚freien Mitarbeitenden‘ unter anderem ‚aus datenschutzrechtlichen Gründen‘ keine Angaben machen könne.“

 

Kritik an Intransparenz

Die WamS lässt in ihrem Artikel auch Politiker zu Wort kommen, die sich an der „Geheimniskrämerei“ des ZDF stören: So Rainer Robra, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt, der dem ZDF-Fernsehrat angehört: „Die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler haben wie bei anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten in Europa Anspruch auf volle Transparenz über die Verwendung der Beitragsmittel“, wird Robra zitiert: Die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein, Sprecherin der Unionsfraktion für Kultur und Medien, plädiert dafür, dass die Details von Verträgen „ab einem Volumen von 250.000 Euro“ veröffentlicht werden sollten. Schenderlein sagte der Zeitung: „Der Beitragszahler muss wissen dürfen, was mit seinen Gebühren bezahlt wird.“

 

Der Direktor des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik, Leonard Novy, lenkt in der WamS den Blick nach Großbritannien, wo die Veröffentlichung der Spitzengehälter von BBC-Moderatoren Transparenz und Akzeptanz schaffe. Auch in Österreich wird der ORF ab 2024 Listen der Gagen und Nebeneinkünfte der Spitzenverdiener veröffentlichen.