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Newsroom – Marcus Schuster

Warum Alexander von Schönburg die „Bild“-Chefredaktion verließ

Warum Alexander von Schönburg die „Bild“-Chefredaktion verließ Alexander von Schönburg (Foto: Norina von Weiler)

Im Interview spricht Alexander von Schönburg über seinen Abgang im vergangenen Jahr, wie er bei „Bild„ die Kölner Silversternacht erlebte und natürlich über sein neues „Liebhaberprojekt“.

Berlin – Einst hatte ihn Kai Diekmann von „Vanity Fair“ in die Chefredaktion von „Bild“ geholt. Er – selbst Adliger – hat bei der Springer-Zeitung vor allem über Königshäuser geschrieben. Im Interview in „kress pro“ spricht Alexander von Schönburg über seinen Abgang im vergangenen Jahr – und wie er bei „Bild“ die Kölner Silversternacht erlebte.

 

Was machen Sie im Moment?

Alexander von Schönburg: Ich entwickle eine Zeitschrift, ein kleines Liebhaberprojekt, über das ich noch nicht viel verraten kann. Sie soll viermal im Jahr mit einer überschaubaren Auflage erscheinen. Ich habe einen Verlag gefunden, der mir bei der Logistik hilft.

 

Haben Sie deshalb bei „Bild“ aufgehört?

Nein, das war ohnehin überfällig. Ich hatte dort eine fantastische Zeit, aber ich wollte mich nicht für ewig mit der Marke verheiraten und zu einem dieser älteren Herren werden, die man ab einem gewissen Punkt nur noch duldet. Außerdem wollte ich wieder mehr Zeit für Buchprojekte haben. Das geht nicht so richtig neben einer Festanstellung.

 

Sie haben – selbst Adliger – bei „Bild“ vor allem über Königshäuser geschrieben. Wie haben sich der Bedarf und die Erzählweise verändert?

Ich glaube, dass ich „Bild“ geholfen habe, in diesem Segment eine Weile lang Marktführer zu sein. Die große Zeitenwende vor allem im Hause Windsor, die ich noch mitbegleitet habe, war eine natürliche Grenze, der Beginn einer neuen Epoche. Heute braucht es nicht mehr den Schlüssellochblick des Insiders, weil die Insider selbst zu Publizisten werden. Allen voran Prinz Harry. Ja, aber auch Catherine. Sie hat die Öffentlichkeitsarbeit rund um ihre Genesung selbst in die Hand genommen. Letztlich war ihr Video einen Tick zu perfekt, finde ich.

 

Ist diese Selbstinszenierung genauso authentisch wie früher der Schlüssellochblick?

Das betrifft die gesamte Unterhaltungsindustrie. Vor ein paar Tagen habe ich mit Michael Graeter telefoniert. Der stammt aus einer anderen Epoche, als man als Journalist noch im Baum saß und Gunter Sachs und Brigitte Bardot aufgelauert hat, um eine Exklusivnachricht zu bekommen. Heute sind alle – die Stars und ihre Öffentlichkeit – Teil derselben Industrie.

 

Nun sind Sie selbst in die zweite Reihe getreten.

Auf dem gesellschaftlichen Parkett bin ich weiterhin präsent. Beruflich finde ich es angenehm, nicht mehr jede Sekunde des Tages am Nachrichtenticker zu sitzen und auf alles sofort eine Antwort parat haben zu müssen. Wenn heute etwas geschieht, sind Sekunden später die ersten Analysen und Kommentare da. Diese Zeitspanne hat sich nicht zu unserem Vorteil verkürzt. Dabei ist es gar nicht so lange her, dass man erst einmal abgewartet hat: Ich hatte bei „Bild“ in der Kölner Silvesternacht Dienst. Wir sind mit unserer damaligen Chefredakteurin Tanit Koch erst am 2. Januar auf den Zug aufgesprungen, als auch die „Tagesschau“ darüber berichtet hat. Das wäre heute undenkbar.

 

Sie sind auch Chef des Hauses Schönburg-Glauchau. Welche Aufgaben bringt das mit sich?

Das ist überschaubar. Es gibt ein Museum in Glauchau und ein Museum in einer weiteren Burg in Sachsen. Und da versucht man immer ein bisschen mitzusprechen und Geschichtspflege zu betreiben.

 

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