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Warum Alexander Wendt vom Focus zu Tichys Einblick gewechselt hat

Warum Alexander Wendt vom Focus zu Tichys Einblick gewechselt hat Alexander Wendt

„Die Medienkrise ist keine Krise der Nachfrage, sondern eine des Angebots“, ist sich Wendt sicher. Was er bei „Tichys Einblick“ ändern möchte.

Berlin – Der Langzeit-„Focus“-Autor Alexander Wendt ist seit rund zwei Monaten verantwortlicher Redakteur für Titel und Politikstrecke der Printausgabe von „Tichys Einblick“. Mit dem „Wirtschaftsjournalisten“ sprach er über seinen Wechsel und seine neue Aufgabe.

 

Was hat Sie zu diesem Wechsel bewogen?

Alexander Wendt: Mich hat die Möglichkeit gereizt, wieder in einem wachsenden Medienunternehmen zu arbeiten. Mit „Tichys Einblick“ lässt sich wunderbar beweisen: Print ist nicht tot. Print kann sogar kräftig und profitabel wachsen. Die Medienkrise draußen ist keine Krise der Nachfrage, sondern eine des Angebots. Sehr viele Menschen möchten einen Journalismus, der sich als Kontrolleur und Gegenspieler der Politik und großer Meinungskartelle versteht. Das liberal-konservative Feld, auf dem sich die „Weltwoche“, die „NZZ“ und der „Spectator“ bewegen, wird in Deutschland kaum beackert. Die allermeisten anderen Medien lassen uns da erfreulich viel Platz. 

 

Haben Sie nicht schon früher mit Roland Tichy gearbeitet? 

Ich hatte 2017 – in der Zeit, als ich noch Redakteur bei „Focus“ war - das Online-Magazin „Publico“ gegründet (www. publicomag.com). Ab 2018 übernahm „Tichys Einblick“ zahlreiche Texte aus „Publico“. So kam die Zusammenarbeit zustande, die dann enger wurde.

 

Was wollen Sie bei „Tichys Einblick“ bewegen? 

In meinen 30 Jahren als Journalist habe ich vor allem bei Magazinen Erfahrung gesammelt: als freier Autor bei der „Wirtschaftswoche“ bis 1995, dann 24 Jahre als Redakteur beim „Focus“. Ich will „Tichys Einblick“ konsequent als Magazin weiterentwickeln, in dem sich Analyse und Meinungen finden, Interviews mit intelligenten Zeitgenossen, aber auch Recherche und klassische Nachrichten-Storys. Und hoffentlich auch ein Schuss Leichtigkeit – für den beispielsweise der von mir entwickelte Prominenten-Fragebogen steht. In fünf Jahren wird „Tichys Einblick“ deutlich mehr Leser haben, Print wie Online. Und vielleicht auch mehr auf dem Gebiet Bewegtbild unternehmen.

 

Das Interview stammt aus der aktuellen Ausgabe des „Wirtschaftsjournalisten“. Dort finden Sie unter anderem auch folgende Themen:

  • Allein gegen Wirecard. Wie Dan McCrum von der „Financial Times“ den Mega-Betrugsfall aufgedeckt hat. Wer alles gegen ihn war und welche Ängste er ausstehen musste. Und warum man für diese Art von Journalismus keine Experte sein musste.
  • Wo waren „FAZ“ & Co? Warum führende deutsche Wirtschaftsmedien im Fall Wirecard im Abseits standen, aber wenig Anlass für Selbstkritik finden.
  • Warum weiß Sven Afhüppe alles über Corona? Wie der „Handelsblatt“-Chefredakteur zu seinem Wissen kam und dabei beinahe Teile der Redaktion angesteckt hat.
  • Was machen Sie bei Tichy, Herr Wendt? Vom „Focus“ zum rechtspopulistischen „Tichys Einblick“. Wie bekommt man das hin?
  • Mit nackten Zahlen sind keine Leser zu gewinnen. Wie „WAZ“-Chefredakteur Andreas Tyrock die regionale Wirtschaft als Abo-Bringer entdeckt hat.
  • Was war ihr größter Fehler, Herr Christian Kirchner? In der Causa Wirecard sieht der Ex-„Capital“-Mann sein größtes Versäumnis, gesteht er im Fragebogen. Dort habe er „zehn Jahre zu viel bedeutungsschwer gelabert und zu wenig geschrieben“.