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Newsroom – Rupert Sommer

Warum der „Stern“ Döpfner angreift

Warum der „Stern“ Döpfner angreift Aktuelles „Stern“-Cover

Chefredakteur Gregor-Peter Schmitz hievt Mathias Döpfner aufs „Stern“-Cover und bezeichnet ihn als „Quer-Denker“. Brisant liest sich, dass der Springer-Chef einst einen Millionen-Kredit von der Privatbank M.M. Warburg & Co erhielt, die im Zentrum des Cum-Ex-Skandals steht. Ein Deal mit publizistischen Folgen?

Hamburg – Die Titelgeschichte, mit der das Magazin aus der RTL-Medienfamilie den Mitbewerber Springer hart attackiert, zeichnet dabei erneut die Schockwirkungen nach, die von den ursprünglich durch „Zeit“-Recherchen bekannt gewordenen Privat-SMS-Nachrichten von Mathias Döpfner mit mehr oder weniger unmissverständlichen Anweisungen an seine redaktionellen Führungskräfte ausgehen.

 

Es geht aber in einer brisanten Recherche, die sich unter anderem auf bislang nicht veröffentliche Gesprächsnotizen von Top-Bankern und persönlichen Aufzeichnungen von Christian Olearius, ehemals Partner und Mitinhaber der Hamburger Privatbank M.M. Warburg & Co., stützt, aber auch um weitaus mehr. Nämlich um Spekulationen, die Döpfners private Geldangelegenheiten betreffen.

 

Konkret im Zentrum steht die Bekanntgabe durch den „Stern“-Autor Oliver Schröm, dass sich Mathias Döpfner 2006 ausgerechnet von Warburg Geld in Höhe von offenbar 60 Millionen Euro geliehen habe, um den Ankauf eines Anteils von zwei Prozent am Verlag zu finanzieren, der ihm damals von Friede Springer, der Witwe des Unternehmensgründers Axel Springer, angeboten worden war. Den Kredit soll laut „Stern“ einst Olearius durchgewunken haben. Der versprach sich davon offenbar Kontakte zu Springer – „mit allen Möglichkeiten“, heißt es angeblich in persönlichen Olearius-Aufzeichnungen, aus denen der „Stern“ zitiert.

 

Von dort aus zeichnet der Artikel weitere Linien, die unter anderem zu einem ausführlichen Interview mit Olearius mit der „Welt am Sonntag“ Anfang 2018 führen und zu einem „Bild“-Artikel aus dem Jahr 2020, in der sich mit der Rolle von Olearius im Cum-Ex-Skandal um millionenschwere Steuerrückzahlungen befasste. Der Titel lautete damals: „Das soll der Skandal sein?“.

 

Im Editorial zum aktuellen „Stern“ wird Chefredakteur Gregor-Peter Schmitz dann recht deutlich: „Springer-Blätter schonten lange die Cum-Ex-Bank, der Aufsichtsratschef bekam die Gelegenheit, sich dort ausführlich zu rechtfertigen. Döpfners persönliche Verbindung fand keine Erwähnung, vermutlich wussten die jeweiligen Redaktionen davon auch nichts. Sie war für Döpfner aber ganz wichtig. Ohne ihre Unterstützung wäre sein berufliches Leben wahrscheinlich anders verlaufen, hat der Springer-Chef den Warburg-Bankern laut deren Aufzeichnungen gesagt“, schreibt Schmitz.

 

Die Breitseiten gegen Mathias Döpfner rechtfertigt der „Stern“ mit der Sorge ums journalistische Ethos. „Warum wir darüber berichten? Nicht um einen Rivalen zu schwächen, auf dessen unternehmerische Vision viele neidisch sind. Auch nicht, um von Kritik abzulenken, die aktuell unser Haus RTL/Bertelsmann für Abbaupläne trifft, bis hin zu der Frage, ob auch zu großes Profitstreben Journalismus gefährden kann“, so Gregor-Peter Schmitz.

 

„Es geht darum, unabhängigen Journalismus zu verteidigen, den viele Menschen in Deutschland jeden Tag voller Freude und voller Engagement verrichten“, schreibt der „Stern“-Chefredakteur im Editorial. „Sie wollen nicht als Propagandaassistenten oder Erfüllungsgehilfen gelten, schon gar nicht in Zeiten, da viele Menschen uns das reflexartig vorhalten. Sie wollen einfach ungestört ihre Arbeit machen können: bei Springer und in allen Häusern.“