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Warum der „Tagesspiegel“ einigen freien Mitarbeitern Geld schuldet

Warum der „Tagesspiegel“ einigen freien Mitarbeitern Geld schuldet Caroline Ring (Foto: Freischreiber)

Und warum die stellvertretende Freischreiber-Vorsitzende Caroline Ring die Erklärung des Blattes dafür völlig daneben findet.

Berlin – Warum der „Tagesspiegel“ einigen freien Mitarbeitern Geld schuldet, erklärt  René Martens in seiner „medium magazin“–Kolumne „Backstage“:

 

Dass die Honorare bei Tageszeitungen in der Regel bescheiden sind – darüber klagen freie Journalistinnen und Journalisten schon lange. Einige freie Mitarbeitende des „Tagesspiegel“ sagen nun: Wenn es auch noch mit viel Aufwand verbunden ist, um das wenige Geld zu bekommen, das einem zusteht, rechnet sich die Mitarbeit erst recht nicht mehr.

 

Hintergrund: In den vergangenen Monaten hat der „Tagesspiegel“ immer wieder frei Mitarbeitende vertröstet, die auf ausbleibende Honorare hinwiesen. Mal ging es um dreistellige Gesamtbeträge, mal um mehr. Eine Person aus dem Kreis der freien Mitarbeitenden sagt, sie habe vier Monate gebraucht, um drei ausstehende Honorare zu bekommen – und dafür rund ein Dutzend Mails an verschiedene Personen geschrieben.

 

Die Organisation Freischreiber sagt, die Zahl der ihr bekannten Fälle liege im unteren zweistelligen Bereich. Die Dunkelziffer ist aber schwer zu schätzen: Manche Freie reden auch nicht gern über Geld, andere sind kaum vernetzt.

 

Die Unternehmenskommunikation des „Tagesspiegel“ schreibt auf unsere Anfrage, „bedauerlicherweise“ sei es „ab Mitte Juni teilweise zu Verzögerungen bei der Zahlung der Honorare an unsere freien Mitarbeitenden gekommen“. Die uns bekannten Fälle betreffen aber vor allem den Zeitraum davor: Januar, März, Mai. Als Grund für die Probleme nennt der Verlag zum einen eine „Cyberattacke“ gegen „unseren IT-Dienstleister“. Zum anderen „stecken wir in der grundsätzlichen Umstellung unseres gesamten Buchhaltungssystems“. Eine ähnliche Mail der Unternehmenskommunikation ging einige Wochen zuvor an Autorinnen und Autoren.

 

Dass der „Tagesspiegel“ den Freien so eine Begründung auftischt, ist dreist. Kein Dienstleister würde akzeptieren, dass er sein Geld nicht bekommt, wenn ihm der Kunde sagt, er könne leider gerade nichts überweisen, weil er seine Buchhaltung umstelle. Mehr noch als der stockende Geldfluss ärgert die Mitarbeitenden, dass der „Tagesspiegel“ sie nicht proaktiv informierte. „Wenn man weiß, dass es Probleme gibt, muss man die Betroffenen informieren – und nicht darauf warten, bis die sich melden“, sagt die stellvertretende Freischreiber-Vorsitzende Caroline Ring. Mit dem Anspruch einer Zeitung, „die auf der nationalen Bühne mitspielen will“, sei das Verhalten des „Tagesspiegel“ kaum vereinbar. Auf unsere Frage, warum der Verlag in der Kommunikation mit den Freien nicht selbst die Initiative ergriff, ging die Sprecherin nicht ein. Anfang September wartete mindestens noch eine Person auf ein Honorar aus dem Juni.

 

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