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Warum es bei der „Zeit“ jetzt einen Kinderrat gibt und wie Chefredakteurin Inge Kutter „Zeit Leo“ umgestaltet

Warum es bei der „Zeit“ jetzt einen Kinderrat gibt und wie Chefredakteurin Inge Kutter „Zeit Leo“ umgestaltet Inge Kutter (Foto: Vera Tammen)

Einladung zum (gesitteten) Abenteuer in angespannten Zeiten: Das junge Zeit-Magazin „Zeit Leo“ profitiert während der Lockdown- und Homeschooling-Phase von Abo-Zuwächsen und will trotzdem noch besser werden.

Hamburg – Was Chefredakteurin Inge Kutter beim Relaunch des Hefts wichtig war und warum sie nach dem ultimativen Kindheitsgefühl gesucht hat.

 

Frau Kutter, im in vielen Haushalten hektischen Homeoffice-Trubel geraten immer wieder gerade die jüngsten Pandemie-Bewältiger ein wenig ins Hintertreffen. Was ist aus Ihrer Sicht aktuell besonders wichtig, wenn man die Interessen, Sorgen, Nöte, aber auch Sehnsüchte und die Entdeckerfreude junger Leser anspricht?

Inge Kutter: Eine große Portion Eskapismus! Der Pandemie-Alltag mit all seinen Einschränkungen nimmt Kindern so viele Kontakt- und Entwicklungsmöglichkeiten. Umso wichtiger ist es derzeit für sie, dieser Eintönigkeit entfliehen zu können, und sei es nur im Kopf. Sie brauchen Anregungen – neue Themen, die ihr Interesse wecken, neue Ideen, mit denen sie aktiv und kreativ werden können.

 

Sie haben zuletzt einen Kinderrat gegründet. Was flüstert der denn Ihnen und Ihren Kollegen aktuell besonders eindringlich ein?

Dem „Zeit Leo“-Kinderrat gehören fünf Kinder aus ganz Deutschland an, unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Wohnorts, und natürlich mit diversen Hobbys. Mit denen konferieren wir und die Kolleginnen von der Kinderseite der Zeit regelmäßig zu Themen, die sie bewegen. Derzeit vermissen die Kinder es vor allem, mehr mit ihren Freunden spielen zu können. Aber sie machen sich auch weiterhin Sorgen um die Umwelt und wollen wissen, was jetzt endlich gegen den Klimawandel getan wird.

 

Wie lassen sich die Anregungen und Wünsche der von Ihnen befragten Vorzeigeleser praktisch im Redaktionsalltag integrieren?

Ganz konkret: Wir setzen Themen um, die die Kinder sich wünschen. Ein Kinderratsmitglied hat uns neulich geschrieben, es hätte gern eine „Fragen-Kummerseite“, auf der Kinder ihre Probleme schildern könnten und dann Rat bekämen. Dem Mädchen konnten wir gleich antworten, dass wir gerade an genauso einer Rubrik arbeiten, bei der sowohl eine große Schwester, als auch ein Kindertherapeut Hilfestellung geben.

 

Welche Anregungen gehen in den Relaunch des Magazins ein?

Für den Relaunch haben wir zum Beispiel unsere Cover-Motivik weiterentwickelt. Die neuen Entwürfe haben wir auch dem Kinderrat vorgelegt. Kinder äußern ihre Gefühle so schön spontan und ungefiltert, da merkt man sofort, ob eine Idee verfängt oder nicht.

 

Wie lautet für Sie das Grundprinzip der Überarbeitungsmaßnahmen?

Für den Relaunch haben wir nach dem ultimativen Kindheitsgefühl gesucht und festgestellt: Ob Kinder zum ersten Mal vom Sprungturm springen oder im Garten ein Lager bauen – für sie ist alles ein Abenteuer. Dadurch entwickeln sie sich weiter und wachsen über sich hinaus. Deshalb nimmt „Zeit Leo“ Kinder jetzt mit auf Abenteuer – mit spannenden Geschichten, die zum Lesen anregen, und mit vielen Tipps zum Spielen, Basteln und Experimentieren.

 

Kinder dürften ja mindestens genauso anspruchsvolle Leser sein wie ihre Eltern. Wie oft muss man Ihnen frische Abwechslung bieten, auf welche neuen Schwerpunkte und Rubriken dürfen Sie sich freuen?

Kinder verzeihen es noch weniger als Erwachsene, wenn man sie langweilt. Abwechslung bieten wir durch unsere neue Blattstruktur: Auf das längere Lesestück folgt eine Seite mit Witzen, nach dem kleinteiligen Comic schwelgt man in großen Fotos aus einem fernen Land. Besonders gern mag ich unsere neue Rubrik „Das erste Mal“, in der ein Kind erzählt, wie es etwas zum ersten Mal erlebt hat, mit all der Aufregung, die damit einhergeht. Und die Seite „Lieblingsheld/in“, auf der wir das Leben einer berühmten und interessanten Persönlichkeit in sechs Bildern zeigen. Beide Rubriken machen Mut, Dinge auszuprobieren und sich von Rückschlägen nicht verunsichern zu lassen.

 

„Zeit Leo“ wird von vielen Eltern ja bewusst auch als Alternative zu vielen anderen Angeboten im gut gefüllten Kinder-Medienregal gewählt. Was ist Ihnen besonders wichtig, um sich von Mitbewerbern abzuheben?

Ich finde, wir sind das schönste Kindermagazin! Wie die „Zeit“ und ihre anderen Magazintöchter legen auch wir sehr viel Wert auf Gestaltung, auf liebevolle einzigartige Illustrationen und Bilder von namhaften Fotografinnen und Fotografen. In unserem neuen frischen Layout kommen sie noch besser zur Geltung.

 

Wie schwer ist es eigentlich, ein Magazin zu machen, das nicht nur den erwachsenen Wunschvorstellungen von einem aufgeweckten Kind entspricht, sondern den jungen Lesern auch tatsächlich selbst gefällt? Wie oft muss man sich da ein wenig auf Kompromisse einlassen?

Bloß keine Kompromisse! Ein richtig gutes Kindermagazin ist ein richtig gutes Magazin für Kinder. Uns geht es zuallererst darum, das junge Publikum zu begeistern. Alles Weitere passiert dann von ganz allein: Kinder lesen, sie nehmen Wissen auf und machen sich ihre eigenen Gedanken dazu. Und das wiederum begeistert am Ende auch die Eltern.

 

Wie gut geht eigentlich die erhoffte Gleichung auf, dass in „Zeit“-Leser-Haushalten auch „Zeit-Leo“-Abos gezeichnet werden?

Wir hatten im vergangenen Jahr einen starken Zuwachs im Abo, davon kam natürlich ein Teil aus den Haushalten von Zeit-Lesern. Im Idealfall profitieren Kinder von allen Angeboten unserer Kindermarke: vom sechswöchigen Magazin wie von der wöchentlichen Seite in der Zeit, die die Kolleginnen gerade ebenfalls noch schöner gestaltet haben. Und von unserem Newsletter „Post von Zeit Leo“, der jedes Wochenende eine neue Idee zum Mit- und Selbermachen bringt.

 

Und was muss passieren, dass die „Zeit Leo“-Leser von heute eines Tages auch fleißige „Zeit“-Zeitungsleser werden?

Wer sich einmal in die Marke „Zeit“ verliebt hat, bleibt dabei! Zumal unser Haus Angebote für nahezu jede Altersstufe hat: Von „Zeit Leo“ kommen junge Leserinnen und Leser in ein paar Jahren zum Studentenmagazin „Zeit Campus“, und danach sind sie auch schon bei der „Zeit“!

 

Hintergrund: Das junge Magazin „Zeit Leo“ aus dem Zeit Verlag (Geschäftsführer: Rainer Esser) spricht Kinder ab acht Jahren bis ins jugendliche Alter an. Der Ableger der „Zeit“ (Chefredakteur: Giovanni di Lorenzo) rscheint achtmal jährlich mit einer Auflage von 47.000 verkauften Exemplaren. Chefredakteurin von „Zeit Leo“ ist Inge Kutter.