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Wie wurde Sven Afhüppe Corona-Experte?

Wie wurde Sven Afhüppe Corona-Experte? Sven Afhüppe

Wenn der „Handelsblatt“-Chefredakteur Corona-Ratschläge gibt, spricht er aus eigener Erfahrung, berichtet der „Wirtschaftsjournalist“.

Berlin – „Die Sorglosigkeit der Deutschen könnte einen zweiten Lockdown provozieren“, warnt „Handelsblatt“-Chefredakteur Sven Afhüppe Ende Juli in einem Kommentar und geißelt angesichts wieder ansteigender Fallzahlen die Sorglosigkeit, in der die Menschen während der Urlaubszeit die strengen Abstandsvorschriften vernachlässigen, ihre Maskenpflicht vergessen und wirbt für die Einführung von verpflichtenden Coronatests für Urlaubsrückkehrer. 


Dazu schreibt der „Wirtschaftsjournalist“ in seiner aktuellen Ausgabe: „Was Afhüppe vergisst zu erwähnen, ist, dass er auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann“. Afhüppe war Anfang März selbst nach einem Wochenendurlaub an Corona erkrankt. Dies hatte der „Wirtschaftsjournalist“ erfahren, doch Afhüppe hatte untersagt, darüber zu schreiben. Doch dann machte er selbst kurz nach seiner Genesung bei einem Auftritt im Presseclub seine Erkrankung öffentlich. Warum Afhüppe die Krankheit zunächst für sich behalten wollte (was sein gutes Recht ist, weil Krankheit Privatsache ist), wo doch damals viele Prominente kein Problem damit hatten, ihre Ansteckung preiszugeben, bleibt unklar und etwas rätselhaft.

 

Sicher ist nur, dass Afhüppe nach dem Wochenende im März das Berliner Büro des „Handelsblatts“ besuchte und dass das Büro in Quarantäne geschickt werden musste. Afhüppe gab an, sein Besuch habe damit nichts zu tun. Die Quarantäne sei zuvor schon verfügt worden. Er scheint an jenem Montag offenbar auch mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik zusammengetroffen zu sein, wie er im Presseclub damals ebenfalls angedeutet hatte. Festzuhalten bleibt: Afhüppe weiß, wovon er spricht, wenn er über Corona schreibt. 

 

Der Text stammt aus der aktuellen Ausgabe des „Wirtschaftsjournalisten“.


Weitere Themen in dieser Ausgabe:

  • Allein gegen Wirecard. Wie Dan McCrum von der „Financial Times“ den Mega-Betrugsfall aufgedeckt hat. Wer alles gegen ihn war und welche Ängste er ausstehen musste. Und warum man für diese Art von Journalismus keine Experte sein musste.
  • Wo waren FAZ & Co? Warum führende deutsche Wirtschaftsmedien im Fall Wirecard im Abseits standen, aber wenig Anlass für Selbstkritik finden.
  • Hat die „Süddeutsche“ kritische Berichte zur Deutschen Bank verhindert? Diesen Eindruck erweckt der ehemalige und vielfach preisgekrönte „Süddeutsche“-Autor Birk Meinhardt. Warum „SZ“-ler und der Chefredakteur entschieden widersprechen.
  • Was machen Sie bei Tichy, Herr Wendt? Vom „Focus“ zum rechtspopulistischen „Tichys Einblick“. Wie bekommt man das hin?
  • Mit nackten Zahlen sind keine Leser zu gewinnen. Wie „WAZ“-Chefredakteur Andreas Tyrock die regionale Wirtschaft als Abo-Bringer entdeckt hat.
  • Was war ihr größter Fehler, Herr Christian Kirchner? In der Causa Wirecard sieht der Ex-„Capital“-Mann sein größtes Versäumnis, gesteht er im Fragebogen. Dort habe er „zehn Jahre zu viel bedeutungsschwer gelabert und zu wenig geschrieben“.