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Was der Mann hinter Nius plant

Was der Mann hinter Nius plant Frank Gotthardt (Foto: CompuGroup Medical)

Warum Nius? Warum Reichelt? Der Unternehmer Frank Gotthardt erklärt in einem Podcast, was hinter seinem viel diskutierten Medienprojekt steckt.

Koblenz – In Rund ums Eck – der Koblenz Podcast (u.a. bei Spotify) spricht Frank Gotthardt mit Alexandra Klöckner erstmals ausführlich über sein Engagement bei Nius. Demnächst soll bei Nius auch Radio dazukommen. Und irgendwann vielleicht auch mal Fernsehen, so der milliardenschwere Unternehmer.

 

Zur Erinnerung: Nius war zuletzt im Fall Föderl-Schmid in die Schlagzeilen geraten. Das Portal hatte die Überprüfung von Föderl-Schmids Dissertation bei „Plagiatsjäger“ Stefan Weber in Auftrag gegeben.

 

Warum Nius?
Als Motiv für sein neues Medienprojekt nennt Gründer Frank Gotthardt eine „staatsbürgerliche Verantwortung“. Er glaubt, dass die deutsche Medienlandschaft eine Ergänzung im konservativen Bereich braucht. Die Übermacht der eher links zu verortenden Medien ist aus Sicht von Gotthardt sehr groß und „da muss man einfach was tun“. Er sieht Nius „nicht in der Mitte“: „Die neue Mitte ist ja links, insofern müssen wir ja rechts von der Mitte sein. Also in einem Gefüge von vor 30 Jahren wären wir in der Mitte gewesen. Heute sind wir rechts von der Mitte, weil die Mitte nach links gedriftet ist“, zeichnet Gotthardt nach. Ziel sei es, was die Positionierung betrifft, in einem wenig beleuchteten Bereich, eine Rolle zu spielen.

 

Gereizt habe ihn aber auch eine unternehmerische Komponente, weil er ein Vakuum sieht, dass es ihm ermögliche, in der ansonsten sehr umkämpften Medienwelt dann doch noch mal als Newcomer einsteigen zu können. Im Moment sehe es so aus, dass er damit Erfolg haben werde, glaubt Gotthardt. Der Mediengründer sieht also eine dreifache Chance: eine kaufmännische, eine mediale und eine staatsbürgerliche.

 

„Wir haben ja noch gar nicht damit angefangen, Marketing für Nius zu machen“, konstatiert Frank Gotthardt im regionalen Podcast „Rund ums Eck“. Seine Gesprächspartnerin Alexandra Klöckner macht aber darauf aufmerksam, dass Nius ja dafür ein bekanntes Gesicht habe: Julian Reichelt.

 

Warum Reichelt?
Für Gotthardt ist der ehemalige „Bild“-Chefredakteur „ein enorm starker Medienmann“. Die öffentlichen Diskussionen um Reichelt haben Gotthardt bei seinen Überlegungen nicht abgeschreckt. Er habe sich aber über Reichelt „schlau gemacht" und glaubt, einschätzen zu können, „was es mit den Themen, die um ihn herum aufgebaut wurden, auf sich hatte".

 

Reichelt war bei Axel Springer im Oktober 2021 rausgeflogen. Zur Begründung schrieb der Medienkonzern damals: „Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat.“

 

Gotthardt findet es verkehrt zu sagen, dass jemand, der medial niedergemacht werde, nie wieder eine Chance erhalten dürfe. An Reichelt beeindruckt ihn vor allem seine „Leistungsfähigkeit“, sein „Energieüberschuss“. Er sei enorm motiviert, bringe Charisma mit und ordne sich gleichzeitig gut und verlässlich ins Gefüge ein. Solche Typen gebe es nicht viele, weiß der Unternehmer Gotthardt.

 

Gotthardt über Gabor Steingart und den Umgang mit Fehlern
Gabor Steingarts „The Pioneer“ findet er sehr gut, sieht es aber durch die Einbettung im Axel-Springer-Konzern „ein Stück weit eingefangen“. Es habe nicht mehr Start-up-Charakter. „The Pioneer“ hat für Gotthardt auch eher eine „selektive Zielgruppe“, während Nius jeden anspreche.

 

Auch der Umgang mit Fehlern in der Berichterstattung ist ein Thema bei „Rund ums Eck“. Man sei mit einem relativ kleinen Team bei Nius unterwegs. Und ein Kardinalfehler ist der Mannschaft laut Gotthardt noch nicht unterlaufen, insbesondere nicht bei „großen Themen“. Er verweist darauf, dass die Welt viel zu schnelllebig sei und in ganz kurzer Zeit Themen aufgearbeitet werden müssten. Gotthardt sagt in dem Podcast auch, dass man sich wehrt, wenn andere „falsches“ über Nius berichten oder schreiben. Etwa die öffentlich-rechtlichen Medien, die mit wesentlich höherem Budget ausgestattet seien. Auch hier habe man schon Recht bekommen.

 

Zur Person
Als IT-Pionier im Gesundheitswesen wurde Frank Gotthardt (73) zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der IT-Branche in Europa. Er zählt zu den 100 reichsten Deutschen, lebt in Koblenz und ist hier insbesondere als Gründer der CompuGroup Medical sowie der mps public solutions gmbh bekannt. Seit 10 Jahren betreibt Gotthardt regionale Fernsehsender wie Deutsches Regionalfernsehen und TV Mittelrhein. Sein jüngstes Unternehmen sorgt für Aufsehen: Vius SE & Co. KGaA betreibt das Online-Medium Nius.de, dessen prominentester Journalist der ehemalige Bild-Chefredakteur Julian Reichelt ist. Reichelt wird seit wenigen Tagen im Impressum als einer der geschäftsführenden Direktoren der Betreibergesellschaft genannt.

 

Hintergrund
Nius nennt sich „die Stimme der Mehrheit“. Das News-Portal ist im Juli 2023 gestartet. „Themen, die Millionen Menschen bewegen und ihren Alltag betreffen, aber anderswo viel zu selten berichtet werden, finden bei Nius eine Heimat“, heißt es in der Eigenbeschreibung weiter. Auf der Plattform befinden sich Sendungen wie „Achtung, Reichelt!“, „Stimmt! Der Nachrichten-Talk“, „Waldis Dritte Halbzeit“ und „Schuler! Fragen, was ist“. Neben dem ehemaligen „Bild“-Politikchef Ralf Schuler konnte Nius mit Kolumnistin Judith Sevinç Basad und Reporter Julius Böhm auch andere frühere Mitarbeitende der „Bild-Zeitung“ abwerben.

 

Zuletzt berichtete T-Online, dass Nius durch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) untersucht wird. Zuvor soll es mehrere Beschwerden gegeben haben. Dabei geht es, um die Frage, ob Nius gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen hat.