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Was Paul Ronzheimer zum Streit mit der ARD sagt

Was Paul Ronzheimer zum Streit mit der ARD sagt Paul Ronzheimer

Der „Bild“-Kriegsreporter über den Dauerstreit mit der ARD, die Häme, die ihn bei seiner Arbeit begleitet, und warum ihm Georg Restle ein bisschen leidtut.

Berlin – Als Georg Restle in den ARD-Tagesthemen behauptete, Journalisten hätten die Verbrechen in Butscha noch nicht selbst in Augenschein nehmen können, kochten auch bei Paul Ronzheimer die Emotionen hoch. Mit dem „medium magazin“ spricht der „Bild“-Kriegsreporter über den Streit mit der ARD und die Häme, die ihn bei seiner Arbeit begleitet. Auszug aus einem Porträt von Andrej Reisin:

 

Als Georg Restle in den ARD-Tagesthemen behauptete, Journalisten hätten die Verbrechen in Butscha noch nicht selbst in Augenschein nehmen können – ein offenkundiger Fehler, der hätte korrigiert werden müssen –, kommentierte Paul Ronzheimer auf Twitter: „Finde super, dass die ARD endlich wieder in Kyiv ist. Aber dass Georg Restle behauptet, ausländische Journalisten wären nicht nach Butscha gekommen, während dort heute unzählige Reporter waren, ist dann doch einigermaßen absurd.“

 

Dass danach eine Debatte entbrannte, in der auch Restle hart attackiert wurde, tue ihm „auch schon wieder ein bisschen leid“, sagt Ronzheimer dazu im Gespräch. Er sei kein großer Freund des Dauerstreits zwischen Springer und den Öffentlich-Rechtlichen, es sei aber „auffällig, dass die ARD offensichtlich ein Problem habe“, weil sie keinen Pool von Krisenreportern vorhalte, sondern immer die Anstalt reagieren müsse, die für das jeweilige Sendegebiet zuständig sei. „Das ist ja nicht das erste Mal und da reden ja nicht nur Springer-Leute drüber, das ist doch eine Debatte, die man einfach führen muss.“

 

Vor Ort seien solche Auseinandersetzungen ohnehin unwichtig: „Die Kollegialität unter den Kolleginnen und Kollegen ist total groß. Gerade die Kriegsund Krisenreporter untereinander kennen sich ja sehr gut. Ich kenne zum Beispiel Katrin Eigendorf schon seit 2014, schon aus dem ersten russischen Krieg gegen die Ukraine. Steffen Schwarzkopf kenne ich schon ewig, auch Frederik Pleitgen von CNN. Das ist ja auch das Schlimme, wenn da jemand verletzt wird oder stirbt.“ Fox-Kameramann Pierre Zakrzewski, der bei einem russischen Artillerieangriff starb, sei „wie ein Freund“ gewesen. Ohnehin seien in den ersten Wochen „sehr viele“ Reporter getroffen, verletzt oder getötet worden, „weit mehr als in anderen Kriegen, aus denen ich berichtet habe“.

 

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In der Ukraine hat Ronzheimer, der auch stellvertretender Chefredakteur der „Bild-Zeitung„ ist, seinen politischen Einfluss weiter erhöht – nicht zuletzt dank Exklusivinterviews mit Präsident Selenskyj. Dass er damit zunehmend auch ins Visier von Satirikern wie Sebastian Pufpaff oder Kurt Krömer gerät, stört Ronzheimer nach eigenen Angaben nicht, aber die „Flachwitze“ über sein Gewicht („dicker Harry Potter“, „adipöser Hamster“) hätten ihn überrascht. Selbst der in der Auseinandersetzung mit Ronzheimer attackierte Restle sprang seinem Kollegen bereits bei: „Man muss kein Freund von Paul Ronzheimer sein, um die Häme, die ihn hier seit Wochen begleitet, völlig unangemessen zu finden. Sachliche Kritik ist immer o. k.; aber was hier regelmäßig an Hasstiraden stattfindet, ist schlicht unterirdisch“, so Restle auf Twitter.

 

Paul Ronzheimer, der im Gespräch mehrfach über sich selbst lacht, bleibt davon unbeeindruckt: „Ich meine, vielleicht habe ich ein paar Kilos zu viel, aber ich frage mich schon, was los wäre, wenn jemand von ,Bild‘ selbst in satirischer Weise so über öffentlich-rechtliche Kollegen reden würde. Ich glaube, da wäre die Hölle los. Gerade diejenigen, die immer beklagen, dass der Diskurs polarisiert werde, müssen sich schon fragen, ob sie hier alles richtig machen.“

 

Im Porträt „Deutschlands Mann in Kiew“ von Andrej Reisin im aktuellen „medium magazin“ geht Ronzheimer auch auf die Kritik von Stefan Niggemeier („Kriegsreporter und Klitschko-Korrespondent“) ein und der Autor Reisin beleuchtet die großen Freiheiten, die „Bild“ Ronzheimer bei seiner Arbeit lässt.