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WDR vereitelt Putin-Interview von Hubert Seipel unmittelbar vor Kriegsbeginn

WDR vereitelt Putin-Interview von Hubert Seipel unmittelbar vor Kriegsbeginn Ellen Ehni (Foto: WDR/Annika Fußwinkel)

Filmemacher Hubert Seipel soll jahrelang Geld vom Kreml kassiert haben. Kurz vor dem russischen Überfall auf die Ukraine bot er der ARD ein exklusives Putin-Interview an. WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni (Foto) verhinderte das. Der „Spiegel“ und ZDF frontal berichten.

Berlin – Recherchen von „Spiegel“ und ZDF frontal zeigen, dass Hubert Seipel der ARD kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine ein exklusives Interview mit dem russischen Machthaber anbot. Zuständig für die Russland-Berichterstattung innerhalb der ARD ist der Westdeutsche Rundfunk (WDR). Der hatte schon in den Jahren zuvor die Putin-freundliche Berichterstattung von Hubert Seipel in der ARD intern kritisiert, so „Spiegel“ und ZDF.

 

Wie Susanne Amann („Spiegel“) und Hans Koberstein (ZDF frontal) berichten, schrieb WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni damals per WhatsApp direkt an den ARD-Chefredakteur Oliver Köhr: „Hubert Seipel wird in zwei Tagen Putin im Kreml treffen“ und habe ein Interview angeboten. Ehni erinnerte Köhr den Angaben zufolge an ein Putin-Interview von 2014. Ihre WhatsApp-Nachricht wird mit folgenden Worten weiter zitiert: „Erstens war es schon 2014 ein Desaster (unkritisch, unterwürfig), zweitens trat Seipel 2016 auf der Buchmesse mit Putin auf.“ Und drittens wirke so etwas in der angespannten Lage, als habe man „kein Rückgrat“. Ehni betonte demnach auch, sie habe andere ARD-Anstalten „vorgewarnt“ und bat ARD-Chefredakteur Köhr, ein neues Seipel-Interview zu verhindern. „Ich hoffe auf Deine Unterstützung!“, heißt es in der Nachricht, die dem ZDF und dem „Spiegel“ vorliegt. Köhr reagierte den Angaben zufolge prompt, ebenfalls per WhatsApp: „Liebe Ellen, bin voll und ganz Deiner Meinung.“

 

Die ARD bestätigt, dass ihr Chefredakteur Köhr „von Herrn Seipels Interview-Angebot Kenntnis erhalten und sich dagegen ausgesprochen“ hat. Der WDR wiederum verweist auf den Prüfprozess, den der NDR nach den Enthüllungen über die Zahlungen an Seipel in Auftrag gegeben hat. Der Bericht einer Untersuchungskommission wird in den kommenden Tagen erwartet.