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Wechsel bei der "Super-Illu" - Schneider folgt Wolff

Eine Kerze, die an beiden Enden brennt. So beschreibt Jochen Wolff seine Zeit als Chefredakteur der "Super-Illu".

Berlin (dpa) - Mehr als 20 Jahre lang war Jochen Wolff (61) Chefredakteur der erfolgreichsten ostdeutschen Zeitschrift "Super-Illu". Nun wird er Herausgeber und spricht im Wortlaut-Interview mit der Nachrichtenagentur dpa über die Gründe seines Abschieds aus dem Tagesgeschäft. Nachfolger ist Robert Schneider (35), der bisher stellvertretender Chefredakteur der "Bild am Sonntag" war.

Herr Wolff, in der Einladung zum Wechsel bei der "Super-Illu" heißt es: "Eine Ära geht zu Ende". Warum hören Sie auf?

Wolff: "Ich wollte nicht so enden wie Bernd Eichinger mit Herzinfarkt im Beruf oder Thomas Gottschalk mit der Last des schweren Unfalls am Ende seiner Karriere. Man soll mich auch nicht aus dem Amt jagen wie Präsident Mubarak. Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Ein Chefredakteur zu sein, ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt. Da muss man einen Schnitt machen, bevor die Kerze durchbrennt."

Ihr Antrieb war, bei der Vollendung der deutschen Einheit mitzuhelfen...

Wolff: "...Die innere Einheit ist weitgehend erreicht. Ost-West-Streit - das ist eine Frage der Vergangenheit. Nichts ist genau gleich, überall gibt es Unterschiede wie zwischen Nordrhein-Westfalen und dem Bayerischen Wald. Wir müssen mit dem umgehen, was wir haben."

Wenn das so ist, wie lang können Ost-Themen die "Super-Illu" noch am Leben erhalten. Im vierten Quartal ging die Auflage auf 405 000 pro Heft zurück?

Wolf: "In Deutschland ist genügend Platz für einen "Stern" im Norden, die "Bunte" im Süden und die "Super-Illu" im Osten. Alle stehen vor der Herausforderung, jüngere Leser für gedruckte Zeitschriften zu finden. Da stehen auch Themen wie Digitalisierung und Apps im Vordergrund. Da müssen jetzt Jüngere ran."

Was werden Sie am meisten vermissen?

Wolff: "Das Schönste ist, eine Geschichte zu gestalten: Ein Blatt machen, Fotos aussuchen, Überschriften finden. Aber ich habe alles schon mal erlebt. Scheidungskriege, Massenkarambolagen, etc. Da ist keine kreative Neugier mehr. Deshalb wird es Zeit, das Feld einem Jüngeren zu überlassen. Nach 15 oder 20 Jahren muss ein Wechsel her."

Welche Aufgaben haben Sie künftig als Herausgeber?

Wolff: "Ich bleibe jedenfalls in Berlin und werde den Verlag und die "Super-Illu" repräsentieren. Hier behalte ich mein Büro, werde aber nur noch den Rat geben, der gefragt ist, vielleicht auch ab und zu etwas über Menschen in Ostdeutschland schreiben, die viel geschafft haben. Vor allem habe ich Zeit, mein Leben mehr selbstbestimmt zu gestalten. Das ging viele Jahre nicht, wenn man in dieser Verantwortung steht."

Bisher haben Sie den Medienpreis Goldene Henne verliehen - werden Sie nun endlich selbst eine bekommen?

Wolff: "Mit Sicherheit nicht. In diesem Jahr werde ich die Goldene Henne noch selbst betreuen. Ich bin nicht Napoleon, der sich selbst zum Kaiser krönt."

 

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