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Welt-TV-Chef zum TV-Duell mit Höcke: „Wir wollen einen Boxring der Demokratie aufstellen“

Welt-TV-Chef zum TV-Duell mit Höcke: „Wir wollen einen Boxring der Demokratie aufstellen“ Jan Philipp Burgard (Foto: Andreas Hornoff)

Nach Kritik an dem geplanten TV-Duell mit dem rechtsextremen AfD-Politiker Björn Höcke und Mario Voigt von der CDU, verteidigt Welt-TV-Chef Jan Philipp Burgard das Format.

Berlin – Am Donnerstag hat Sebastian Wellendorf im Medienmagazin @mediasres des Deutschlandfunk mit Welt-TV-Chefredakteur Jan Philipp Burgard über das bevorstehende TV-Duell bei seinem Sender gesprochen. „Wir leben in einer Zeit voller Krisen und viele Menschen suchen nach Antworten und wir haben die bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen und die Europawahl, die ins Haus steht und da ist das Bedürfnis der Menschen besonders groß, sich durch einen öffentlichen politischen Wettstreit eine Meinung zu bilden. Das ist ganz wichtig“, so Burgard zur Frage, warum sich die Redaktion entschieden hat, das Gespräch zu übertragen. Da CDU und AfD die laut Umfragen derzeit stärksten Parteien in Thüringen seien, habe man die beiden Spitzenkandidaten Voigt und Höcker zu diesem TV-Duell eingeladen. Burgard betont: „Aussagen kritisch zu hinterfragen, auch die, die nicht unseren eigenen Werten entsprechen, gehört einfach zu unserer journalistischen Arbeit.“

 

Man habe das Format intensiv in der Redaktion diskutiert und habe es sehr sorgfältig abgewogen, ob man das machen sollte oder nicht. Dabei sei die Redaktion zu der Erkenntnis gelangt, dass man Herrn Höcke keine Bühne bieten, sondern einen Boxring der Demokratie aufstellen wolle. Die Strategie des Totschweigens, Nichtbeachtens und der Pauschalkritik der AfD habe in den vergangenen Jahren erkennbar nicht gefruchtet, sagt Jan Philipp Burgard im Gespräch mit Sebastian Wellendorf.

 

Auf die Möglichkeit von Lügen und Falschinformationen bei dem TV-Duell angesprochen, kündigt der Welt-TV-Chef ein „Factchecking schon während der Sendung“ an und nach der Sendung eine Analyse, auch mit externen Gästen.

 

Dass auch ein „Boxring“ eine Bühne sei, will Burgard nicht gelten lassen. Die AfD habe bereits eine riesige Bühne: das Internet. Zum Beispiel Tiktok. Die Partei könne dort wie auf einer Einbahnstraße kommunizieren, ohne jeden Filter, so Burgard, der es vorzieht, einen Filter einzuziehen, um auch kritische Nachfragen stellen zu können, „um letztlich zeigen zu können, welch Geistes Kind Herrn Höcke ist“. Burgard sieht die Aufgabe des Journalisten, zu kontrollieren, einzuordnen, kritisch zu hinterfragen.

 

Zuvor hat Thüringens CDU-Chef Mario Voigt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das geplante TV-Duell mit AfD-Landeschef Björn Höcke verteidigt: „Angesichts der Umfrageergebnisse können wir uns nicht länger mit Sätzen wie 'Mit Nazis spricht man nicht' an der AfD vorbeimogeln“, sagte Voigt der FAZ. Er wies auch Kritik zurück, wonach er Rechtsextremisten eine Bühne biete – diese habe die AfD längst, sagte er der Zeitung. „Sie findet ihr Publikum zu Hunderttausenden im Internet, in den sozialen und sogenannten alternativen Medien, und dort nahezu überall ohne qualifizierten Widerspruch.“ Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet.

 

In der Landespressekonferenz verteidigte Voigt auch den Termin. Das TV-Duell soll am 11. April stattfinden - dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar. Die Wahl dieses Datums hatten unter anderem Vertreter der Linken kritisiert. Voigt sagte nun: „Ich halte das Datum für genau den richtigen Tag, darüber zu diskutieren, weil damit offensichtlich wird, was eine menschenverachtende Ideologie für Folgen haben kann.“

 

Bei dem Duell will Voigt Höcke „inhaltlich stellen“. Es gehe etwa um die Frage, was Höckes Position in der Europapolitik für den Mittelstand und die Handwerker in Thüringen bedeuten würde. „Die Menschen erwarten auch von uns, dass wir uns dagegenstellen und das machen wir auch“, sagte Voigt. Sein Ziel sei es, nicht nur über Europa, sondern auch über Thüringen zu reden.