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Wenn Männermagazine alt werden – „Monsieur“ will in die Zielgruppe 40 plus

Wenn Männermagazine alt werden – „Monsieur“ will in die Zielgruppe 40 plus Alexandros Stefanidis (Foto: Nadine Seuss)

Chefredakteur Alexandros Stefanidis versucht ausgerechnet jetzt, das Looping-Group-Magazin „Monsieur“ als eigenständigen Titel zu etablieren. Wie er das schaffen will und warum sich Frauen dafür interessieren.

München – Das Zeitschriftengeschäft läuft derzeit harzig. Dennoch versucht Chefredakteur  ausgerechnet jetzt, das Looping-Group-Magazin „Monsieur“ als eigenständigen Titel zu etablieren. Wie er das schaffen will, erklärt er im „kress pro“-Interview mit Rupert Sommer. 

 

… Was macht den neuen „Monsieur“ denn aus und konkret so überlebensstark?

Alexandros Stefanidis: Es ist eine neue Marke, die männliche Leser über 40 Jahre anspricht. Es ist eine Lesergruppe, zu der ich selbst gehöre. Ich will nicht sagen, dass diese Leser in den vergangenen Jahren unter die Räder geraten sind. Aber es ist eine Leserschaft, die zuletzt nicht unbedingt einen leichten Stand hatte.

 

Wie meinen Sie das?

Diese Zielgruppe kriegt in der gesellschaftlichen Debatte unübersehbar ihr Fett ab, sie wurde und wird stark kritisiert. Oft auch zu Recht. Aber wo kommen diese Männer selbst zu Wort? Wo können sie über aktuelle Diskussionen reflektieren? Wir haben zum Beispiel in der zweiten Ausgabe ein Gespräch mit dem „Der Pass“- Schauspieler Nicholas Ofczarek, in dem es um die Frage geht: Was macht eigentlich einen guten Mann heute aus? Das Gespräch hat mein Kollege und Freund Tobias Haberl geführt, Autor des Buches „Der gekränkte Mann“. Unsere Positionierung sieht also vor, dass wir mit „Monsieur“ auf Männer über 40 zugehen, ihre Themen ins Blatt holen. Anders als viele Männermagazine produzieren wir auch unsere Reportagen und Interviews selbst, weil wir keine große Verlagsmutter im Rücken haben, die uns mit Inhalten versorgt. Und der dritte Unterschied ist: Ich glaube, dass sich bei den deutschen Männern gerade etwas tut, dass jetzt ein Wandel stattfindet. Wir wollen mit „Monsieur“ diese Veränderungen widerspiegeln.

 

… Was Sie beschreiben, klingt ja wie ein neues Zeitschriftenkonzept. Allerdings gab es „Monsieur“ ja auch schon vorher vorher. Ist Ihre Zielgruppe nun etwa eine komplett andere? Haben Sie die alten Leser stehengelassen und sich wie auf einer Party anderen Gesprächspartnern zugewendet?

Nummer eins: Wir sind wahrscheinlich das einzige oder erste Männermagazin weltweit, das aus der Rippe einer Frau entstanden ist. In unserem Fall aus der Rippe der „Madame“. „Monsieur“ war zuvor ja eine Art Stil-, Design- und Modebeilage der „Madame“. In Haushalten, in denen die „Madame“ oft ein paar Wochen auf dem Wohnzimmertisch lag, gesellte sich auch „Monsieur“ als Beilage für den Partner oder Ehemann dazu. Aber da ist noch Teil zwei der Antwort.

 

Und?

Ich finde es sehr interessant, dass wir sehr viele Zuschriften von Frauen als Leserinnen bekommen.

 

Jetzt also, beim neuen Konzept?

Ja, mich hat das auch sehr überrascht. Aber „Monsieur“ ist heute ein eigenständiger Titel mit eigenen Themen, der als Männertitel konfiguriert wurde, aber anscheinend auch Frauen anspricht. Nicht zuletzt deshalb haben wir unsere Bande zu „ Madame“ nicht gänzlich gekappt. Im Gegenteil: „Monsieur“ liegt der „ Madame“ weiter im Abo bei. Grundsätzlich kann man sicher sagen: Wir haben das ganze Heft einen Ticken „männlicher“ gemacht – und das finden die Frauen, die uns lesen, anscheinend gut.

 

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