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Wie man Wirtschaftsthemen für junge Leser aufbereitet

Wie man Wirtschaftsthemen für junge Leser aufbereitet „Zeitleo“-Chefredakteurin Inge Kutter.

Wirtschaftsberichte für Kinder? Zu schwere Kost und kaum zu vermitteln, lautet die gängige Meinung. Es gibt jedoch einige Zeitungen, Magazine und TV- und Radiosendungen, die in ihren Kindermedien Ökonomisches anbieten. Der neue „Wirtschaftsjournalist“ zeigt die besten Konzepte.

Berlin – „Für Kinder schnell zu trocken“ und „eine Herausforderung, da nicht ins Erzählbärige abzurutschen", ist die erste Reaktion von Georg Cadeggianini auf die Frage nach Wirtschaftsberichten. Der Redakteur verantwortet die wöchentliche Kinderseite der „Süddeutschen Zeitung“, die der Samstagsausgabe beiliegt. Trotzdem sieht Cadeggianini die Notwendigkeit, über Wirtschaftsthemen für Kinder zu berichten: „Wir haben das auf dem Zettel.“"

 

Es kommt ihm auf die Verdaulichkeit an. So wurde das Thema „Bestechung chinesischer Politiker durch Mitarbeiter der Deutschen Bank“ aus moralischem Blickwinkel erklärt. Welche Gefahren gehen von teuren Geschenken aus, war seine Fragestellung. Die Kosten eines Kinder-Skipasses beispielsweise werden in einer Randnotiz mit anderen Ausgaben wie dem Lohn für einen Koch auf der Kilimandscharo-Expedition verglichen. 

 

Georg Cadeggianini ist es wichtig, dass die Eltern bei der Lektüre nicht um Erklärungen gefragt werden müssen. Die Leserinnen und Leser zwischen acht und zwölf Jahren („vor dem Smartphone-Alter“) sollen die Berichte ohne Hilfe verstehen können. „Das ist eine Herausforderung an uns, da geht es ans Eingemachte", betont er. Wenn er bei Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion um einen Beitrag wie den Höhenflug des Dax an der Börse bittet, ist sein Joker der fehlende Zeit­druck für das Wochenendprodukt. Beim Schreiben für Kinder entdecken dann auch die meisten Spaß daran, ihr Thema einmal grundsätzlich zu beleuchten.

 

Die Redakteurinnen und Redakteure des Kindermagazins „Dein Spiegel“ leiten ihre jungen Leserinnen und Leser mit feststehenden Rubriken durch das monatlich erscheinende Heft. Auf Politik und Menschen folgt direkt das Ressort Wirtschaft. Danach stehen Themen aus den Bereichen Natur und Technik sowie Kultur und Sport. 

 

„Dein Spiegel“ wurde als Gegenentwurf zum Heft „Geolino“ entwickelt, das der Verlag Gruner und Jahr herausgibt und auf den Entdeckergeist der Kinder abzielt. Mit der Ressort-Abgrenzung will „Dein-Spiegel“-Redaktionsleiterin Bettina Stiebel den Kindern die Lektüre erleichtern. Da kein Kind alles in dem Heft lese, könne es sich an seinen Interessen und den Rubriken orientieren. Das „Dein-Spiegel“-Team legt das Ressort Wirtschaft großzügig aus. Es orientiert sich bei der Themenwahl am Alltag der Kinder, verzichtet aber nicht auf klassische Wirtschaftsthemen wie die Krise in Griechenland oder die Schwarze Null. Die Ausgabe vom März 2019 greift beispielsweise die Frage auf, wer bei der Fernsehreihe „German's Next Topmodel“ das Geld verdient. Was bekommen die Models? Was verdient Heidi Klum? Wie werden Modemarken in die Sendung eingebunden? Das Thema Mode an sich läuft in „Dein-Spiegel“ nicht unter der Fragestellung, was schick ist in dieser Saison. Es wird nach den Herstellungsbedingungen in der Textilindustrie gefragt. 

 

Zu moralinsauer will Bettina Stiebel und ihr Team den Kindern aber auch nicht kommen. „Es ist eine Gratwanderung“, sagt sie. Kritisch hinterfragen ja, aber nicht reinhauen. Die Kernleserschaft zwischen zehn und zwölf Jahren soll nicht verschreckt werden. 

 

Keine Ressorts, aber dennoch Wirtschaft: Das ist das Prinzip von „Zeitleo“, dem achtmal im Jahr erscheinenden Magazin der „Zeit“. Sortiert nach den Rubriken „erleben“, „verstehen“ und „was tun“, kommt auch darin das Thema Wirtschaft vor. „Ich musste selbst erst einmal nachsehen“, so Chefredakteurin Inge Kutter als Reaktion auf die Anfrage. Doch bei Durchsicht der Hefte kamen „recht viele Artikel“ zu wirtschaftlichen Themen zusammen. Beispiele sind Themen wie das Taschengeld, die Datensammlungen der Konzerne im Internet, die Arbeit von Robotern in der Industrie und Trends in der Mode. 

 

Wie Deutschlandfunk Kultur, WDR, ZDF, Arte und „Stuttgarter Zeitung“ Wirtschaftsthemen kinderleicht servieren, hat Inge König im aktuellen „Wirtschaftsjournalisten“ aufgeschrieben. Titelthema: „Gabors langer Schatten: So steht die Handelsblatt Media Group im Jahr zwei nach Steingart da“.