Vermischtes
KNA – Steffen Grimberg

Wie Springer, Spiegel, FAZ, Funke, Burda & ARD mit der AfD umgehen

Wie Springer, Spiegel, FAZ, Funke, Burda & ARD mit der AfD umgehen Springer-Chef Mathias Döpfner (Foto: Springer)

Der Bertelsmann-Konzern hat jüngst unmissverständlich erklärt, dass seine Unternehmenswerte mit den Inhalten und Zielen der AfD nicht vereinbar sind. Andere Medienhäuser sehen das genauso, sagen es aber nicht ganz so deutlich.

Berlin (KNA) – Im März hatte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe für seinen Konzern Stellung bezogen: Die Werte von Bertelsmann und die Werte der AfD seien unvereinbar, sagte Rabe in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Mitarbeitende, die bei Bertelsmann arbeiteten und mit dieser Partei sympathisierten, „sollten sich prüfen, ob sie zu uns und unseren Werten passen. Wenn nicht, würde ich mir jedenfalls überlegen, ob Bertelsmann das richtige Unternehmen für mich ist“, so der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Medienkonzern.

 

Eine so eindeutige Ansage ist allerdings längst nicht in allen deutschen Medienhäusern üblich, wie eine stichprobenhafte Umfrage des KNA-Mediendienstes zeigt. Immerhin für die zu Bertelsmann gehörende RTL-Gruppe ist die Lage klar. „RTL Deutschland begrüßt die von Thomas Rabe für Bertelsmann getätigten Aussagen und teilt sie“, so ein RTL Deutschland-Sprecher. Unter der Führung von RTL erscheinen seit der Fusion mit Gruner + Jahr auch Titel wie „Brigitte“, „Capital“, „Geo“ oder der „Stern“.

 

Schon im Februar hatte die RTL-Geschäftsführung als Reaktion auf die „Correctiv“-Enthüllungen über rechtsgerichtete Geheimtreffen auf dem Netzwerk Linkedin eine klare Haltung gegen rechtsextremes Gedankengut bezogen. Darin hieß es: „RTL Deutschland ist ein Unternehmen, in dem Vielfalt, Toleranz und Offenheit zu den Kernwerten zählen.“ Der Anspruch sei dabei, alle Menschen zu unterhalten und zu informieren, wobei gerade die Vielfalt der rund 7.000 Mitarbeitenden das Unternehmen ausmache. „Was bei uns keinen Platz hat, sind Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit.“ Deshalb beziehe RTL Deutschland klar Stellung für Demokratie, Offenheit und Toleranz und gegen Rechtsextremismus. „Wir freuen uns, dass unsere Mitarbeitenden diese Haltung teilen und ausdrücken. So wie bei den Demonstrationen, die in diesen Tagen auch an unseren Standorten stattfinden, um für eine Demokratie einzustehen, in der rechtes Gedankengut keinen Platz hat“, heißt es weiter mit Blick auf die Kundgebungen gegen Rechts im Februar.

 

„Spiegel“ sieht sich als „Schutzschild“
Der „Spiegel“, an dem Bertelsmann mit 25,5 Prozent der Anteile über die Hamburger „Reinhard Mohn Medienholding“ beteiligt ist, schließt eine mögliche Nähe seiner Mitarbeitenden zur AfD oder rechtem Gedankengut ebenfalls aus: „Der „Spiegel“ versteht sich als ein Schutzschild der liberalen Demokratie, und dieser Grundsatz leitet uns bei allen Entscheidungen. Niemand, der die freiheitliche Demokratie in Frage stellt, kann sich bei uns ernsthaft wohlfühlen“, teilt das Magazin markig mit.

Axel Springer verweist auf die hauseigenen Essentials, die zum Teil noch von Konzerngründer Axel Springer festgelegten und seitdem mehrfach modifizierten Unternehmensgrundsätze. Im 5. Essential heißt es: „Wir lehnen politischen und religiösen Extremismus und jede Art von Rassismus und sexueller Diskriminierung ab.“ Damit sei klar und transparent festgehalten, „dass Rassismus und (politischer) Extremismus nicht mit den Unternehmenswerten von Axel Springer vereinbar sind. Das ist eindeutig“, so Unternehmenssprecher Adib Sisani.

 

Die „taz“ wiederum schätzt sich glücklich, „dass wir es nicht für nötig halten, solche Empfehlungen aussprechen zu müssen“, so Chefredakteurin Ulrike Winkelmann: „Wer sich bei der taz bewirbt, weiß um die Werte, zu denen sich die taz bekennt - sie stehen den politischen Vorstellungen der AfD in jeder Hinsicht entgegen.“

 

Funke nimmt keine AfD-Anzeigen an
Auch bei der Funke Gruppe (u.a. „WAZ“, „Westfalenpost“, „NRZ“, „Thüringer Allgemeine“, „OTZ“, „Braunschweiger Zeitung“) gibt es nach Unternehmensauskunft „Guidelines, die unmissverständlich deutlich machen, dass extremistisches Gedankengut bei unseren Mitarbeitenden und in unseren Produkten unvereinbar mit unseren Werten sind“, wie Funke-Sprecher erklärt. Zudem lehne es das Medienhaus bereits seit 2019 ab, Anzeigen der AfD zu veröffentlichen.

 

Bei der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sind die Redakteure verpflichtet, die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzuhalten. Dies ist nach Verlagsangaben Bestandteil der Arbeitsverträge. „Zu den Auszügen aus der Präambel der Redaktionsverträge gehört, dass die „F.A.Z.“ für eine freiheitliche und soziale Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung eintritt.“ Das Blatte sei der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet und stehe „ein für die parlamentarische, repräsentative und gewaltenteilende rechtsstaatliche Demokratie“. Dazu gehöre auch „interne Meinungsfreiheit und geistiger Pluralismus“.

 

Beim Berliner „Tagesspiegel“ heißt es: „Grundsätzlich ist die politische Einstellung Privatsache, weshalb wir beim Tagesspiegel weder die Mitarbeitenden nach ihren parteipolitischen Präferenzen fragen noch entsprechende Empfehlungen aussprechen.“ Wer allerdings „nicht mit beiden Beinen fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht, ist beim Tagesspiegel falsch“.

 

Gegen Rassismus und Intoleranz
Auch bei Hubert Burda Media (u.a. „Focus“ und viele Zeitschriften) werde „nicht die politische Gesinnung der Mitarbeitenden“ geprüft. „Wir haben uns als international agierende Unternehmensgruppe auf Vielfalt, Unternehmertum und Verantwortung verpflichtet und führen unsere Mitarbeitenden anhand dieser drei Grundwerte. Diskriminierung und Intoleranz haben also keinen Platz bei Burda“, so ein Sprecher. Burda-Vorstand Philipp Welte hatte dabei bereits bei der Jahrespressekonferenz des Medienverbands der Freien Presse (MVFP) Mitte März eindringlich vor einer Bedrohung der demokratischen Freiheit gewarnt. „Wir sind im Schmerzzentrum der Demokratie angekommen - ihr Lebenselixier ist in Gefahr, nämlich die Freiheit“, sagte Welte, der Vorstandsvorsitzender des aus dem Zeitschriftenverlegerverband VDZ hervorgegangenen MVFP ist.

 

Die ProSiebenSat.1 Media SE verweist ähnlich wie RTL darauf, dass Vielfalt und Diversität für sie als Kreativunternehmen unabdingbar sind: „Mehr als jede:r sechste unserer Mitarbeitenden hat eine ausländische Nationalität und viele weitere Kolleg:innen eine Einwanderungsgeschichte. Gerade die Unterschiedlichkeit in Bezug auf ethnische Herkunft, Nationalität, Sprache, Religion und Weltanschauung, Geschlecht, geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung sowie Alter macht uns als Medienunternehmen aus“, so das Unternehmen auf Anfrage. Alle Mitarbeitenden müssten zu einem offenen und respektvollen Miteinander bereit sein. Weiter heißt es: „Als Medienunternehmen dürfen wir keine eigene politische Agenda haben, sondern sind neutraler Berichterstatter - orientiert an der im Grundgesetz verankerten freiheitlichen Grundordnung und am Pressekodex.“ Dazu gehöre, dass ProSiebenSat.1 „klar Nein zu Hetze und Hass“ sage.

 

ARD will Demokratie verteidigen
Die ARD erinnert in ihrer Antwort daran, dass sie „vor fast 75 Jahren als demokratischer Gegenentwurf zum gleichgeschalteten Propagandasystem der Nationalsozialisten“ gegründet wurde: „Es ist unsere DNA, für das demokratische Gemeinwesen beizutragen und einzustehen. Wenn es wie derzeit in das Dach der Demokratie reinhagelt, dann ist es umso mehr Aufgabe und Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, sich auf die Grundwerte des demokratischen Zusammenhalts und die Rolle unabhängiger Medien darin zu besinnen.“ Dabei stehe die ARD insgesamt für respektvollen Umgang, für Diskriminierungsfreiheit, Toleranz, Gleichberechtigung, Diversität, Meinungsvielfalt und gegenseitige Wertschätzung. Weiter heißt es: „Die Mitarbeitenden werden nicht nach ihrem Parteibuch, genauso wenig wie wir sie nach ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer sexuellen Orientierung fragen. Gesinnungsschnüffelei dieser Art lehnen wir ab.“ Erwartet würden in jedem Fall „Professionalität im Umgang mit Andersdenkenden“ sowie das Bekenntnis zu den Werten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der auf den Grundfesten der Demokratie ruhe. Man vertraue darauf, dass alle Menschen, die für die ARD arbeiten, sich mit den Werten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks identifizierten.

 

Während verschiedene große Medienhäuser wie die Verlagsgruppe Madsack (u.a. „Hannoversche Allgemeine“, „Leipziger Volkszeitung“, „Ostsee-Zeitung“) oder die Südwestdeutsche Medienholding (u.a. „Süddeutsche Zeitung“, „Stuttgarter Zeitung“, „Schwarzwälder Bote“ nicht auf die KNA-Mediendienst-Anfrage reagierten, wollte sich ein international tätiges Medienunternehmen ganz ausdrücklich nicht äußern: „Wir haben uns entschieden, dieses Angebot nicht anzunehmen und kein öffentliches Statement beizusteuern“, so die Antwort des Hamburger Heinrich Bauer Verlags.