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Wie will sich Springer vor einem Börsengang aufstellen?

Wie will sich Springer vor einem Börsengang aufstellen? Mathias Döpfner (Foto: Axel Springer Verlag SE)

Und wann kommt er? Wolfgang Messner analysiert Mathias Döpfners Strategie.

Berlin – Als die Axel Springer AG sich am 6. April 2020 von der Börse zurückzog, war immer klar, dass dies wohl nur ein Abschied auf Zeit sein würde, schreibt Chefreporter Wolfgang Messner in der aktuellen „Wirtschaftsjournalist:in“ und weiter:

 

Schon beim Einstieg des US-Finanzdienstleisters Kohlberg Kravis Roberts (KKR) 2019 machte Vorstandschef Mathias Döpfner keinen Hehl daraus, dass eine Rückkehr an die Börse in einer gar nicht allzu langen Zukunft gut möglich sei und dass es gut sein könne, dass dieser mit dem Ausstieg von KKR zusammenfalle. Angedacht ist die Dauer des Engagements der Investoren von mindestens fünf Jahren. Es könnten aber auch sieben oder zehn werden, unkte Döpfner damals.

 

Die fünf Jahre aber wären nächstes Jahr voll. KKR ist inzwischen größter Springer-Aktionär mit 35,6 Prozent, gefolgt von der Verlegerwitwe Friede Springer (22,5 Prozent), Döpfner (21,9 Prozent) und dem kanadischen Co-Investor CPPIB (12,9 Prozent).

 

Weil die Investoren am Ende immer Kasse machen wollen, ist es die Frage, wie sich Springer bis zu einem möglichen Börsengang aufstellt. Angeblich soll der IPO des Jobportals Stepstone vorbereitet werden, der rund sieben Milliarden Euro einbringen soll. Möglich, dass einzelne Segmente an die Börse gebracht werden oder gleich wieder der gesamte Konzern, was wohl in zwei Jahren möglich wäre.

 

Alles deutet darauf hin, dass Springer bis dahin ein fast lupenreiner reiner Digitalkonzern sein könnte. Den KKRlern wäre das sicherlich recht, denn die sehen im Print-Journalismus ohnehin sowieso keine Assets, die man so lukrativ skalieren kann wie die digitalen Plattformen.

 

In der Schweiz hat Springer konsequenterweise seine 35-prozentigen Anteile an dem Joint Venture mit Ringier verkauft. Der Schweizer Verlag wird damit alleiniger Eigentümer der 20 reichweitenstärksten Titel wie dem „Beobachter“, der „Handelszeitung“ oder der „Bilanz“. Meldungen, dass Springer um die Londoner Telegraph- Gruppe mitbieten soll, passen nicht ins Bild.

 

Doch stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, ob Springer für alle Zeiten seine Zeitungen und Zeitschriften um die Marken „Bild“ und „Welt“ wird behalten wollen. Vermutlich wird dies so lange der Fall sein, so lange Friede Springer lebt. Dennoch gilt: Für Springer gibt es drei Dinge, die sich lohnen: die Konzentration auf digital skalierbare Marken, die digitalen Anzeigenmärkte und als Zukäufe am ehesten nach dem Rückzug von Rupert Murdoch das „Wall Street Journal“, das den Verlag wohl billiger käme als der Erwerb der „Financial Times“, um die Springer 2015 bis zum Ende mitbot, bevor der japanische Nikkei-Konzern dann den Zuschlag bekam.

 

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