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dpa

Zeitschriftenverlage mit stabilem Umsatz − Ruf nach der Politik

Es ist eine Zeit mit vielen Herausforderungen: KI, digitale Transformation, Preissteigerungen. Die Zeitschriftenverlage halten ihre Umsätze insgesamt stabil − mit Licht und Schatten.

Berlin (dpa) − Die deutschen Zeitschriftenhäuser erwarten 2024 für ihre Branche wie im Vorjahr stabile Gesamterlöse. Für das Digitalgeschäft rechnen sie weiter mit Wachstum, dagegen werden die Umsätze mit Print wie zuletzt sinken. Das teilte der Medienverband der freien Presse (MVFP) am Dienstag in Berlin mit. Von der Politik forderte Verbandschef Philipp Welte erneut finanzielle Unterstützung und mehr Schutz vor den großen Tech-Plattformen vor allem aus den USA und China.

 

Unter Einbeziehung nicht publizistischer Geschäftsfelder der Unternehmen und über alle Gattungen hinweg sei der Gesamtumsatz 2023 auf dem Vorjahresniveau von 19,3 Milliarden Euro stabil geblieben. Im laufenden Jahr erwartet die Branche ein Plus zum Beispiel beim digitalen Werbegeschäft (+5 Prozent), beim Digitalvertrieb mit E-Paper (+9 Prozent) und bei Paid Content mit Plus-Modellen (+8 Prozent). Hier ging es auch 2023 nach oben.

 

Verschiebungen von Print ins Digitale − auch bei Stellen

Von weiterem Umsatzrückgang gehen die Häuser 2024 im Printgeschäft bei Vertrieb (-4 Prozent) und Anzeigen (-5 Prozent) aus. Das ergab eine Trendumfrage des Verbandes unter seinen Mitgliedern. Auch im vergangenen Jahr konnten bei Print die Erlösrückgänge und die hohen Kostensteigerungen nicht voll ausgeglichen werden.

 

Die Branche der Zeitschriftenpresse beschäftigt den Angaben nach gut 56 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter − darunter rund 9000 Redakteurinnen und Redakteure. Der Verband gehe aktuell unter dem Strich nicht von einem großen Stellenabbau aus, sagte MVFP-Bundesgeschäftsführer Stephan Scherzer bei einer Pressekonferenz. Allerdings werde es Verschiebungen hin zu den digitalen Bereichen geben. 

Verband will niedrigeren Steuersatz und Schranken für KI

 

Der MVFP-Vorstandsvorsitzende und Burda-Manager Welte bekräftigte die Forderungen der Branche an die Politik, zur Zukunftssicherung der freien Presse beizutragen. „Die Zukunft des Journalismus der Verlage ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr“, sagte er.

Der Verband fordert eine weitere Senkung des Mehrwertsteuersatzes für die gedruckte wie auch die digitale Presse. Aktuell liegt die Mehrwertsteuer auf Zeitungen und Zeitschriften beim ermäßigten Satz von sieben Prozent. Welte forderte zudem erneut eine „sinnvolle Regulierung“ für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Produktion von Inhalten. KI sei eine „hocheffiziente Kopiermaschine“, die von anderen Kreativität abgreife.  

 

Die Verlage mit Publikumszeitschriften erwirtschafteten 2023 rund 40 Prozent ihres Umsatzes im Digitalgeschäft. Bei den Fachverlagen lag der Anteil bereits bei rund 60 Prozent. Zur Branche gehört als dritte Gruppe auch die konfessionelle Presse. Der MVFP vertritt nach eigenen Angaben rund 350 Mitgliedsverlage mit knapp 7000 Zeitschriften- und Medienangeboten. 

Die Fachpresse steigerte ihren Umsatz von 8,33 Milliarden Euro (2022) auf 8,58 Milliarden Euro. Zum Wachstum trugen laut Verband wesentlich ein Plus bei Veranstaltungen und die Digitalumsätze bei. Die Erlöse aus dem Printgeschäft seien hier stabil gehalten worden.