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dpa

Zentralrat der Juden kritisiert Arte-Reportage über den Gaza-Streifen

Israel werde in der am 20. Juli ausgestrahlten Sendung als Aggressor dargestellt, der allein für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage der Bevölkerung im Gaza-Streifen verantwortlich gemacht werde, schreibt der Vorsitzende des Zentralrats der Juden.

Berlin (dpa) − Der Zentralrat der Juden in Deutschland kritisiert die bei Arte gezeigte Reportage „Gaza: Ist das ein Leben?“. In einem Brief an den Arte-Präsidenten Peter Boudgoust schreibt der Vorsitzende des Zentralrats, Josef Schuster: „Die Reportage ist von Einseitigkeit geprägt und unterschlägt wesentliche Informationen, die ein umfassendes und ausgewogenes Bild der Situation in Gaza und des Nahost-Konflikts ermöglichen.“ Er erwarte, dass Arte die Reportage in dieser Form nicht mehr zeige und sie überarbeiten lasse. Der Sender verwies darauf, im Programm beide Seiten zu Wort kommen zu lassen.

Israel werde in der am 20. Juli ausgestrahlten Sendung als Aggressor dargestellt, der allein für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage der Bevölkerung im Gaza-Streifen verantwortlich gemacht werde, bemängelt Schuster. „Die Rolle der palästinensischen Autonomiebehörde und der regierenden radikal-islamischen Hamas wird gänzlich ignoriert.“ Unerwähnt blieben beispielsweise die zahlreichen Raketenangriffe aus dem Gaza-Streifen auf Israel.

Arte betonte, „keine eigenständige inhaltliche Position in dieser schwierigen Auseinandersetzung“ zu vertreten. In dem Programm würden „eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven“ abgebildet. „Im Gegensatz zu Dokumentationen (...) geben Reportagen per definitionem Ausdruck der persönlichen Erfahrungen und Begegnungen eines vor Ort befindlichen Journalisten. Gerade darin besteht der journalistische Wert dieses Genres, da es persönliche Sichtweisen authentisch widerzuspiegeln vermag, ohne den Anspruch zu erheben, einen komplexen Sachverhalt vollständig und von allen Seiten gleichgewichtig zu beleuchten.“ Man wolle dem Zuschauer ein eigenes fundiertes Urteil ermöglichen.

Arte hatte die Sendung so angekündigt: „Bei den Luftangriffen der israelischen Armee im Gazastreifen starben nach einem offiziellen Bericht der UNO 1462 Palästinenser, unter diesen Toten waren ein Drittel Kinder. Viele Familien verloren ihre Angehörigen. Drei Jahre danach fuhren die Arte-Reporter zurück nach Gaza, um mit den Überlebenden zu sprechen, über ihre Trauer und ihre Erinnerungen an die Toten.»