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Rauswurf bei „Klar“ – Julia Ruhs kritisiert NDR scharf

Rauswurf bei „Klar“ – Julia Ruhs kritisiert NDR scharf Julia Ruhs (Foto: NDR/BR/Markus Konvalin)

Die Diskussionssendung „Klar“, produziert im Wechsel von BR und NDR, wird fortgesetzt. Während der BR an Moderatorin Julia Ruhs festhält, sucht der NDR eine neue Moderation.

Hamburg/München – Die vom Bayerischen Rundfunk (BR) und dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) im Wechsel produzierte Diskussionssendung „Klar“ soll im nächsten Jahr weiterlaufen. Es seien weitere Ausgaben geplant, die Sendung solle auch in Zukunft Streitfragen aufgreifen, „die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden“, teilten NDR und BR am Mittwoch gemeinsam mit. Der BR hält an der Moderatorin Julia Ruhs fest, der NDR sucht für die von ihm produzierten Ausgaben nach einer neuen Moderation.


NDR nimmt Lob und Kritik „gewissenhaft zur Kenntnis“

Die Auswertung der drei Pilotfolgen habe ermutigende Werte der Medienforschung zu Inhalten und Präsentation ergeben, sagte BR-Programmdirektor Thomas Hinrichs in München. „Lob und Kritik nehmen wir gewissenhaft zur Kenntnis und entwickeln weiter, wo wir noch besser werden können“, sagte er. NDR-Programmdirektor Frank Beckmann unterstrich, Ziel sei es, die Vielfalt der Perspektiven abzubilden.

 

Den Sendern zufolge zeigt die Bandbreite der Reaktionen auf die Pilotausgaben, dass „Klar“ einen Nerv getroffen und Räume für kontroverse Debatte eröffnet habe. Eine repräsentative Online-Studie, die der NDR in Auftrag gegeben hatte, ergab nach Angaben des Senders hohe Akzeptanzwerte. 63 Prozent der Befragten hätten „Klar“ die Schulnote 1 oder 2 gegeben. Das Format bediene „den Wunsch nach Meinungsvielfalt sowie klarer Haltung“. Es werde „als glaubwürdige, relevante Programmerweiterung“ wahrgenommen.

 

„Klar“ war im April gestartet, die Moderation übernahm die BR-Journalistin Ruhs. Bereits die Auftaktsendung zu „Migration: Was falsch läuft“ war von Kritik begleitet – auch innerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. NDR-Moderatorin Anja Reschke kritisierte das Format. NDR-Programmbereichsleiterin Carola Conze versuchte bei LinkedIn, die Wogen zu glätten. Michael Hanfeld schrieb in einem Kommentar in der FAZ von Irrsinn im ÖRR und Aufwallungen in der ARD sondergleichen. Für den Verein Neue deutsche Medienmacher:innen war die erste „Klar“-Ausgabe ein „Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“.

 

Laut Welt distanzierten sich zudem 250 NDR-Beschäftigte in einem offenen Brief von der Sendung. In einem Bericht zur Programmausschuss-Sitzung am 6. Mai hieß es außerdem: „Kritisiert wurde von einzelnen Ausschussmitgliedern u. a. eine mangelnde Ausgewogenheit der Sendung, eine Überfrachtung mit Einzelthemen sowie eine zu starke Emotionalisierung.“

 

Die Reaktion von Julia Ruhs
Via X meldete sich Julia Ruhs am Dienstagvormittag zu Wort: Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes KLAR-Team. Dass ich KLAR für den NDR nicht mehr moderieren darf, ist ein Armutszeugnis. Geht es beim NDR mit dem Format weiter, wird auch die Redaktion (+Chef) eine andere sein. Das Format hat mir auch deshalb sehr viel Spaß gemacht, weil ich Leute im Team hatte, die ein starkes Rückgrat haben. Leider haben das zu viele Hierarchen nicht. Cancel Culture wird nur dadurch möglich, weil genau diesen Chefs der Mut fehlt, sich auch mal querzustellen. Wir haben in den letzten Wochen rührende Zuschriften von Fans erhalten, die uns schrieben, sie hätten wieder Hoffnung in den ÖRR. Endlich! – kam zigmal bei uns an. Und jetzt? Wurden all die Vorurteile, die sie im Bezug auf die Meinungsvielfalt schon hatten, bestätigt. Ihr dürft jedoch noch Hoffnung in den Bayerischen Rundfunk haben. Wir werden weiterhin das machen, was beim NDR offenbar unmöglich ist. Das Format authentisch weiterführen, und das mit mir. Ich war noch nie so froh, beim BR zu sein.