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Zu große Belastung: Finn Canonica zieht Klage gegen „Spiegel“ zurück

Zu große Belastung: Finn Canonica zieht Klage gegen „Spiegel“ zurück Finn Canonica: Der Schweizer Harvey Weinstein? (Illu: Angel Boligan Corbo)

Der frühere Chefredakteur von „Das Magazin“ beendet seinen Rechtsstreit mit dem „Spiegel“. Der viel diskutierte Artikel von Anuschka Roshani über ihn ist damit wieder ungekürzt online. Die Hintergründe.

Hamburg – Die Belastung sei sowohl finanziell als auch psychisch zu groß geworden, wird Finn Canonicas Anwalt vom Schweizer Portal Inside Paradeplatz zitiert. Sein Mandant Canonica sei vom „Spiegel“ durch dessen juristische und finanzielle Überlegenheit bezwungen worden, so die Anwalts-Sicht.

 

Canonicas Rückzug jedenfalls „bedeutet in keiner Weise, dass die Gegenseite Recht“ habe. Canonica würde sich „gegen verleumderische Falschbehauptungen weiterhin alle Rechte“ vorbehalten, betont sein Anwalt nach Angaben von Inside Paradeplatz.

 

Was war passiert? Die Journalistin Anuschka Roshani hat in einem „Spiegel“-Gastbeitrag schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Chefredakteur von „Das Magazin“, Finn Canonica, erhoben. Roshani arbeitete selbst von 2002 bis 2022 für das Schweizer Blatt, das als Samstagsbeilage der Tageszeitungen erscheint, die die Tamedia-Gruppe herausgibt. Canonica habe „ein Regime des Mobbings“ installiert, so Roshani in ihrem Text im „Spiegel“, für den sie früher selbst gearbeitet hat.

 

Canonica ging gegen den Artikel seiner ehemaligen Redaktionskollegin juristisch vor. Das Landgericht Hamburg gab ihm teilweise recht. Der „Spiegel“ musste den Gastbeitrag von Anuschka Roshani an mehreren Stellen kürzen. Auch die NZZ kritisierte den „Spiegel“ für die Berichterstattung scharf: Der „Spiegel“ wolle den Schweizer Harvey Weinstein entlarvt haben, spottete die Schweizer Zeitung.

 

Die Anpassungen sind nun hinfällig: „Finn Canonica hat seinen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung bei Gericht vollständig zurückgenommen“, heißt es beim „Spiegel“. „Der ,Spiegel‘ hat vor Gericht gewonnen, das Verfahren ist beendet. Unsere Berichterstattung bleibt unverändert in der Originalversion online.“

 

Hintergrund: Eine Klage von Tamedia gegen den „Spiegel“ und Roshani ist noch anhängig. „Vor allem die sowohl durch Text als auch Bilder gemachte Anspielung auf den Fall Harvey Weinstein ist aus Sicht von Tamedia persönlichkeitsverletzend“, berichtete die FAZ.

 

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Finn Canonica – War er wirklich so? Sexismus, Mobbing, Hakenkreuze – Wie die „Magazin“-Redaktion den eskalierten Konflikt mit Anuschka Roshani erlebt hat.