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Zu Retro? RBB denkt über Comeback der Programmansage nach

Sie verspreche sich davon, „dass ich den Menschen vermitteln kann, warum wir dieses Produkt jetzt für sie gewählt haben“, sagte die Programmdirektorin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Martina Zöllner.

Berlin (dpa) − Der öffentlich-rechtliche Sender RBB denkt über ein Comeback der Programmansage nach. Sie verspreche sich davon, „dass ich den Menschen vermitteln kann, warum wir dieses Produkt jetzt für sie gewählt haben“, sagte die Programmdirektorin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Martina Zöllner, der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „Das finde ich gar nicht antiquiert, sondern es ist genau das, was nach meiner Ansicht oft fehlt.“

 

Ansagerinnen und Ansager verlasen bis in die Zeit um 2000 eine kurze Einführung in die Handlung oder priesen die Stärken der kommenden TV-Sendung an. Viele von ihnen, etwa der Sprecher Dénes Törzs, wurden auf diese Weise zu beliebten Prominenten. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Deutschlands gibt es seit etwa 20 Jahren keine Ansagen mehr.

 

Zöllner kündigte zugleich an, dass der RBB zumindest in der nächsten Zeit erst einmal kaum mehr fiktionale Stoffe produzieren werde. Neben dem Engagement bei der preisgekrönten Serie „Mapa“ sei der Sender auch „für unsere Verhältnisse auch noch ganz ordentlich an einer Serie über Alfred Herrhausen beteiligt, die schon abgedreht ist. Daneben aber wird es 2024 von uns tatsächlich in der Fernseh-Fiktion außer „Tatort“ und „Polizeiruf“ nichts geben. Aber danach wird es wieder ein bisschen besser. Vorbehaltlich aller Entwicklungen wie Inflation und Beitragserhöhung. Mir war aber auch daran gelegen, das Dokumentarische stark zu halten, für das ich ja auch stehe.“

 

Zöllner will den Sparkurs mit der Digitalisierung verbinden: „Wir produzieren das, was wir für das Fernsehen nach 20.15 Uhr planen, so gut wie ausschließlich für eine Erstverwertung in der ARD-Mediathek. Das heißt, das wenige Geld wird für die digitale Transformation genutzt und kommt gleichzeitig dem Fernsehen zugute“, erläuterte die Rundfunkmanagerin. „Es gab vorübergehend ein Schreckensbild: Müssen wir das RBB-Fernsehen auf den Vorabend reduzieren und dann umschalten auf ein anderes Programm? Das wollten wir auch nicht. So viele Leute hier im Haus, aber auch draußen, haben so eine Erwartung, fast eine Sehnsucht: Macht doch dieses Dritte mal besser.“ Den Vorabend müsse man stärken. „Das ist das erweiterte Wohnzimmer für viele angestammte Zuschauer, und da sind im Moment zu viele Übernahmen im Programm.“

 

Im Zuge des Skandals um die im vergangenen Jahr fristlos entlassene Senderchefin Patricia Schlesinger befindet sich der RBB in einem tiefgreifenden Umbau. Der Sender, der zu den mittelgroßen Anstalten in der ARD-Gemeinschaft zählt, hat sich unlängst einen Sparkurs verpasst. Fast 50 Millionen Euro sollen bis Ende 2024 unter anderem durch Stellenabbau wegfallen, Sendungen werden gestrichen.

 

„Wir hatten Wochen der Grausamkeit − das Ermitteln, wo gespart werden soll“, sagte die RBB-Programmdirektorin im Rückblick. „Jetzt geht es an die Umsetzung, teilweise sind harte Schnitte zu vollziehen. Es wird aber im Haus zum ersten Mal wieder fühlbar über Programm geredet. Mit Schmerzen, mit Sorgen, mit Fragen, aber das war monatelang nicht so − wir haben über uns gesprochen und verarbeitet, was passiert ist, und es war auch ein unglaublicher Zorn unterwegs.“