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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Jedermann gegen jedermann

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Jedermann gegen jedermann Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 134: Stephan Töngi macht darauf aufmerksam, welche Bedeutungsveränderung ein fälschlicherweise großes „J“ haben kann.

Mannheim. Dieser literarische Held ist in aller Munde, auch wenn er gar nicht gemeint ist: „Jedermann“, namensgebende Hauptfigur der Tragödie Hugo von Hoffmansthals und Magnet der Salzburger Festspiele.   

 

Drei Beispiele gefällig?

1. „Ab morgen ist die Messe für Jedermann offen.“

2. „An diesem Wochenende werden wieder Impfaktionen für Jedermann ohne Voranmeldungen angeboten.“

3. „Ihr Haus arbeite an Modellen, wie die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigten kostenlosen Schnelltests für Jedermann in die Landes-Teststrategie integriert werden könnten.“

 

Nur scheinbar dreht sich alles um Salzburgs „Jedermann“. Tatsächlich geht es vielmehr darum, dass jeder Mann und jede Frau (1 und 2) kommen dürfen, (2) einen Schnelltest erhalten oder (3) Pläne einsehen dürfen. Korrekt wäre gewesen, wenn in allen drei Fällen von „jedermann“ die Rede gewesen wäre (mögliches Synonym dafür: alle). 

 

Bei „jedermann“ handelt es sich um ein unbestimmtes Zahlwort bzw. unbestimmtes Fürwort (wie jemand, kein, alle, jeder …), welches kleingeschrieben wird. Betont werden „jedermann“ sowie „Jedermann“ auf der ersten Silbe. Gebräuchlich ist das Substantiv „Jedermannsfreund“ für jemanden, der es sich mit niemandem verscherzen will. 

 

Das Rechtschreibportal „korrekturen.de“ betont: „Sind ausschließlich oder überwiegend Frauen gemeint, kann stattdessen oder ergänzend der sich aus dem feministischen Sprachgebrauch entwickelte Ausdruck jedefrau verwendet werden.“  

 

Der Duden erläutert, „jedefrau“ stehe „besonders im besagten Sprachgebrauch für „jedermann“. Beispiel: Das ist Kleidung für „jedefrau“. 

 

Selbstverständlich kann man, wenn es passt, auch formulieren: „Jeder Mann weiß, dass er mit zunehmendem Alter regelmäßig den Urologen aufsuchen sollte.“

 

Zu „jedermann“ gibt es auch einen Genitiv: „jedermanns“. Beispiel: „Dieses kalorienreiche Essen ist nicht jedermanns Sache“. 

   

In Sprachfalle 135 startet eine Serie von Sprachfallen mit Wörtern, die ihre Tücken haben. 

Sprachfalle 133 verband Rechtschreibung mit Pop-Musik.  

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.