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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten „Unabsteigbar“ ist unausrottbar

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten „Unabsteigbar“ ist unausrottbar Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 113: Stephan Töngi beschäftigt sich mit der komplizierten Nachsilbe -bar.

Mannheim – Auf diesen Satz bin ich im Schreiben einer Versicherung gestoßen: „Die Ansprüche aus dieser Versicherung sind gesetzlich unverfallbar.“

 

Es geht um „unverfallbar“. Dieses Wort gibt es nicht, auch wenn es schwarz auf weiß in dieser Mitteilung vorkommt. „Verfallen“ ist ein intransitives Verb, kann also keinen Akkusativ (Wen-Fall) nach sich ziehen. Das bedeutet, dass es kein persönliches Passiv und man damit also kein Adjektiv mit der Nachsilbe (Suffix) „-bar“ bilden kann. Diese Nachsilbe „-bar“ benennt, „was mit dem im Bezugssubstantiv genannten Wesen oder Ding getan werden kann“, erklärt der Duden. In Band 9 führt er als Beispiele an: 
„Lieferbare Waren sind Waren, die geliefert werden können, befahrbare Wege sind Wege, die befahren werden können.“   

 

Die Versicherung hätte also besser aktivisch statt passivisch formuliert: „Die Ansprüche aus dieser Versicherung können gesetzlich nicht verfallen.“

 

Das Ganze erinnert mich an den VfL Bochum, der 2021 wieder einmal in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen ist. Eine Zeit lang wurde diese Elf die „Unabsteigbaren“ genannt – wider die Gesetze der Grammatik sowie die raue Wirklichkeit des Profifußballs, in der der VfL bis heute sechs Mal aus Liga 1 abgestiegen ist. Von unschlagbar oder unbesiegbar kann also beim VfL sportlich gesehen keine Rede sein. Das Wort „unabsteigbar“ ist zwar falsch gebildet, weil absteigen zu den intransitiven Verben zählt, doch ordnet der Duden es dem Sportjargon zu. Denn „unabsteigbar“ scheint unausrottbar (korrekt) zu sein.

Die Nachsilbe „-bar“ wird auch in der Werbesprache eingesetzt – zum Beispiel um Aufmerksamkeit zu erregen. Etwa der „unplattbare“ Fahrradreifen. Mit dem Begriff „unkaputtbar“ wurde eine neue Limonadenflasche eingeführt. Von Adjektiven können jedoch keine Zusammensetzungen mit „-bar“ gebildet werden. Korrekt, aber weniger werbewirksam wäre „unzerstörbar“ gewesen. 

 

In Sprachfalle 114 geht’s um das Verb winken.

Nummer 112 widmete sich einem Kännchen Kaffee im Café

 

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

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