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Richtig schreiben für Journalisten: Texte verschlanken

Richtig schreiben für Journalisten: Texte verschlanken Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 27: Stephan Töngi gibt immer wieder freitags Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Heute wirft er Ballast ab, um Texte zu verschlanken.

Mannheim - Ballaststoffe spielen allenfalls in der gesunden Ernährung eine positive Rolle. In der beruflichen Anwendung der deutschen Sprache plädiere ich eher für einen sparsamen Stil, damit das Wesentliche nicht hinter allzu viel Verkleidung schwer erkennbar wird.  
Manche Wörter blähen Texte auf - unnötigerweise, möchte man sagen, aber das ist ebenfalls unnötig.   
So hieß es in einem Nachrichtentext: „Unabhängig von der Frontex-Einigung bleiben die Verhandlungen über die Asylreform weiter festgefahren.“
 

Da das Verb „bleiben" von seiner Bedeutung her „weiter" beinhaltet, ist die Verwendung dieses Partikels „weiter" hier überflüssig. 
Das gilt auch für eine Formulierung wie: „Kanzlerin Merkel hält weiter (Achtung! überflüssig) an ihrem Sprecher fest." 

Wo wir gerade beim Ausmisten sind: 
Ebenfalls überflüssig ist die Verwendung des Adverbs „zuvor“ in einem Nebensatz, der mit „nachdem“ eingeleitet wird. 
Nach dem (schlechten) Muster „Die Chefin setzte ihre Rede fort, nachdem sie sich zuvor beruhigt hatte.“ 
Die Konjunktion „nachdem“ beinhaltet automatisch, dass die im Prädikat dieses Nebensatzes geschilderte Tätigkeit vor der Tätigkeit des Hauptsatzes abgelaufen ist. Also: auf „zuvor“ in solchen Konstruktionen einfach verzichten.
 
Am nächsten Freitag geht es um sprachliches Recycling. 
Am vergangenen Freitag habe ich die Gegenüberstellung von lang und lange in den Blick genommen.


Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

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