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Deutsche Welle: Ulrik Haagerup spricht über "Constructive Journalism"

"Journalisten müssen die Welt mit beiden Augen sehen", forderte jetzt Ulrik Haagerup, Nachrichtendirektor des Dänischen Rundfunks (DR), vor Mitarbeitern der Deutschen Welle in der Veranstaltungsreihe “Made by minds. Your ideas on stage”.

Bonn -  In seinem Buch "Constructive News" kritisiert Haagerup, nicht jede Story brauche Bösewichte, Skandale und Konflikte, um bei Lesern und Zuschauern anzukommen. Vielmehr sei es Aufgabe von Journalisten, "sich zwar um das Haar in der Suppe zu kümmern, aber auch daran zu denken, dass wir über die Suppe sprechen."

Die Fixierung vieler Journalisten auf die schlechten, aber vermeintlich relevanten Nachrichten, kritisiert Haagerup seit Jahren.

Vor Journalisten in Bonn sagte er: "Natürlich ist investigativer Journalismus wichtig, aber manchmal ist eine Story auch dann verdammt gut, wenn sie Menschen inspiriert." Und es gebe viele gute, und dennoch relevante Geschichten in der Welt, über die es sich lohne zu berichten. Immer wieder zitierte Haagerup den schwedischen Professor und Youtube-Star Hans Rosling, der anhand leicht zugänglicher Statistiken nachweist, dass es der Menschheit heute keineswegs schlechter, sondern deutlich besser geht, als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Es sei Aufgabe von Journalisten, so Haagerup, diese Zusammenhänge zu erkennen und darüber zu berichten. Dies habe nichts mit einer einseitigen Fokussierung auf "good news" zu tun, sondern damit, dass Journalisten stets "die bestmögliche Version der Wirklichkeit" präsentieren müsste. Nur dann, so ist der mehrfach ausgezeichnete Journalist sicher, könnten die Medien verlorenes Vertrauen zurückgewinnen, Zuschauer- und Auflagenschwund stoppen.

Dass sich "Constructive Journalism" tatsächlich auszahlen kann, erläuterte Haagerup anhand der gestiegenen Nutzerzahlen seines eigenen Hauses: So sei der DR, früher ein verstaubter, öffentlich-rechtlicher Sender mit mäßigen Quoten, aus einer tiefgreifenden Krise gestärkt hervorgegangen – auch dank des Ansatzes, mit Themen konstruktiv umzugehen. In Deutschland, so Haagerup, habe sich unter anderem die "Zeit" dem konstruktiven Journalismus verschrieben und fahre gut damit.

An Haagerups Vortrag, den auch DW-Intendant Peter Limbourg verfolgte, schloss sich eine lebhafte Diskussion mit DW-Mitarbeitern an, bei der es unter anderem um die Frage ging, ob "Constructive Journalism" auch für die Berichterstattung in Länder tauge, deren Medienmärkte zensiert und deren politisches System autoritär sei  - wie etwa Russland. Eine durchweg überzeugende Antwort blieb der Däne an dieser Stelle schuldig.

Die monatliche DW-Veranstaltungsreihe "Made by minds. Your ideas on stage" unter Federführung der Abteilung Programmentwicklung und Innovationen richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DW und bietet eine standortübergreifende Plattform zur Präsentation innovativer Ideen und richtungweisender Projekte. Interne und externe Referenten stellen regelmäßig neue Projekte und -Formate vor, berichten über Trends auf den internationalen Medienmärkten oder rücken neue Technologien in den Fokus. Die Reihe versteht sich als Dialogplattform zum Austausch von Ideen und Erfahrungen und soll den Wissenstransfer in der DW stärken. Über einen Livestream im Intranet konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den DW-Standorten Bonn und Berlin die Präsentation verfolgen. (B.Ü.)

Newsroom.de-Service: Die deutsche Fassung von "Constructive News" ist im Sommer im Medienfachverlag Oberauer (Mutterhaus von newsroom.de) erschienen und kann im Online-Shop für 24,90 Euro geordert oder über vertrieb@oberauer.com bestellt werden.

 

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