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Marvin Oppong: Als Dozent Fachmann für Informationsfreiheitsgesetz, Datenjournalismus und Internet-Recherche

„Lebenslanges Lernen“ propagiert Marvin Oppong, freier Journalist und Dozent aus Bonn. „Wie überall dreht sich auch die Welt im Journalismus stets und schnell“, so der preisgekrönte Journalist. Ein Gespräch über Fortbildung, Seminare und Workshops. Von Bülend Ürük.

Bonn - Für Marvin Oppong steht fest: „Eine gute Fortbildung ist eine, bei der man anschließend das Gefühl hat, dass man richtig etwas gelernt hat, das man im besten Fall dann auch anwenden kann.“

Zur Person: Marvin Oppong, Jahrgang 1982, ist freier Journalist und Dozent aus Bonn. Im Fokus seiner Berichterstattung stehen Korruption, Lobbyismus, Datenschutz und Medienthemen. Zu seinen Spezialfeldern gehören das Informationsfreiheitsgesetz, Datenjournalismus und Werkzeuge für Internet-Recherchen.

 


Marvin Oppong ist freier Journalist und Dozent in Bonn. Foto: Foto: Kai-Uwe Heinrich

 

 

Herr Oppong, wie wird ein freier Journalist Dozent?

Marvin Oppong: Es gibt sicherlich verschiedene Wege. Einer ist, dass jemand auf einem bestimmten Gebiet Fachkenntnisse besitzt oder sich aneignet, die ihm einen Wissensvorsprung gegenüber anderen geben, der ihn befähigt, Personen dieses Wissen zu vermitteln. Natürlich bedarf es auch einer Institution, die einem die Möglichkeit gibt, sein Können zu zeigen - einen Dozenten ohne Zuhörer gibt es nicht. Wenn man sich durch Expertise auf einem bestimmten Gebiet einen Namen macht, wird es meiner Meinung nach nicht lange dauern, bis jemand anklopft, wenn man nicht stets im stillen Kämmerlein hockt. Dozent sein ist aber mehr als das. Man sollte auch entsprechende soziale und didaktische Fähigkeiten besitzen, immer auf dem neuesten Stand bleiben und sich stets selbst neu erfinden.

Sie haben erst am Mittwoch über Internet-Recherchetools und Computer-Assisted Reporting referiert. Seit Jahren arbeiten Journalisten bei der Recherche nun mit Suchmaschinen. Warum müssen Medienmacher ausgerechnet in diesem Bereich noch speziell geschult werden?

Marvin Oppong: Die Teilnehmer des Seminars, in dem ich am Mittwoch referiert habe, waren Menschen aus renommierten Häusern. Von denen kann ich selbst noch viel lernen. Das Problem ist, dass die meisten Journalisten zwar viel googeln, aber noch nicht einmal dabei alle Funktionen von Google selbst ausschöpfen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel geschätzt 90 Prozent der Journalisten nicht die benutzerdefinierte Suche von Google kennen, obwohl man die kennen sollte. Es gibt neben Suchmaschinen auch andere Quellen, die gute und valide Informationen liefern. Dazu gehören staatliche Datenbanken mit einer hohen Datenqualität wie zum Beispiel die EU-Ausschreibungsdatenbank, deren Inhalte man mit Suchmaschinen nicht findet, die aber viele Journalisten seltsamerweise gar nicht kennen. Ich glaube, dass moderne Recherchetechniken in vielen Ausbildungsgängen zu kurz kommen. Deshalb gibt es da offenbar Nachholbedarf. Ich lehre auch Computer-Assisted Reporting, Datenjournalismus und Open Data. Hier ist Deutschland den USA fünf Jahren hinterher.

Welche Fortbildung haben Sie eigentlich selbst zuletzt besucht?

Marvin Oppong: Ich habe mir am Mittwoch einen Vortrag über Big Data, Multimedia und die Analyse und Vernetzung von heterogenen Mediendaten von zwei Mitarbeitern eines Fraunhofer-Instituts angehört. Davor war ich auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche, die ich dieses Jahr zum siebten Mal in Folge besucht habe. Meine eigene Fortbildung betreibe ich aber nicht nur durch den Besuch von Veranstaltungen. Ich bin Autodidakt. Alles, was ich als Dozent lehre und nicht auf Seminaren gelernt habe, habe ich mir selbst beigebracht. Ich surfe viel im Internet, wo man wirklich alles findet, lese viel Fachliteratur und unterhalte mich mit Kollegen, die mir Tipps geben. Ich organisiere auch die Veranstaltungsreihe Recherche-Lab. Dort lade ich Referenten ein, über deren Themen ich selber gerne mehr erfahren möchte, wie zum Beispiel Nicolas Kayser-Bril, der einer der besten Datenjournalisten in Deutschland ist.

Was unterscheidet aus Ihrer Sicht eine gute von einer schlechten Fortbildung?

Marvin Oppong: Eine gute Fortbildung ist eine, bei der man anschließend das Gefühl hat, dass man richtig etwas gelernt hat, das man im besten Fall dann auch anwenden kann. Vielleicht hat man aber auch nur nette Kollegen kennengelernt oder weiß anschließend, dass man schon auf einem guten Wissenstand war und ist zufrieden. Bei einer schlechten Fortbildung hat man das Gefühl, es war nur Zeitverschwendung und man hätte besser arbeiten oder frei nehmen sollen. Natürlich spielen auch andere Faktoren wie Praxisorientiertheit eine Rolle.

Warum ist es wichtig, dass Journalisten und Medienmacher sich regelmäßig weiterbilden, obwohl sie ja eigentlich schon alles wissen und können?

Marvin Oppong: Wie überall dreht sich auch die Welt im Journalismus stets und schnell. Es gibt ständig neues Wissen, dass man sich aneignen muss. Vor allem in Bereichen, die mit dem Internet oder Informationstechnologie zu tun haben, die im Medienbereich einen bedeutenden Teil ausmachen. Das Diktum vom lebenslangen Lernen ist zwar abgelutscht, aber leider wahr.

Die Fragen an den freien Journalisten und Dozenten Marvin Oppong stellte Newsroom.de-Chefredakteur Bülend Ürük.

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